die anderen über die demos am 1. mai
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Die dänische Tageszeitung Politiken meint: Es wäre viel zu früh, Arbeiterbewegung und Klassenkampf abzuschreiben. Es gibt gewichtige Indizien, dass sich Letzterer in einer aktualisierten und globalisierten Ausgabe zurückmeldet. Man muss nur nach Deutschland und Frankreich schauen. Dort war das Wirtschaftswachstum über mehrere Jahre schwach. Die gewaltsamen Demonstrationen in Paris haben gezeigt, dass es auch unter jungen Leuten ausgeprägte Sorgen über die Konsequenzen der Globalisierung gibt. Diese Sorgen beschränken sich keineswegs auf Europa oder die Länder mit schwachem Wachstum. In China mit seinem explosiven Wachstum in den letzten zehn Jahren gibt es täglich Massendemonstrationen mit zornigen Arbeitern, die ihren Job als Folge der technologischen Entwicklung verloren haben.

Die Nürnberger Nachrichten kommentieren: „Deine Würde ist unser Maß“, heißt die Parole. Das klingt sperrig und pathetisch, trifft aber einen wunden Punkt unserer Arbeitsgesellschaft: Es entstehen derzeit vor allem solche Stellen, die den Menschen wenig Würde lassen. Weil der Lohn oft zum Leben nicht reicht. Weil zentrale Elemente fehlen, die in einem Sozialstaat eigentlich eng mit Erwerbsarbeit verbunden sind: Schutz und Sicherheit. Wer täglich mit dem Verlust seiner Stelle rechnen muss, der kann sein Leben nicht planen.