Kürzer arbeiten für das gleiche Geld

AUTOBAUER Bei Porsche müssen die Mitarbeiter in Zuffenhausen künftig nur noch 34 Wochenstunden ran – als Ausgleich für erhöhten Stress. Das könnte wieder Bewegung in ein altes Thema bringen

Im Gegenzug soll die Produktion noch flexibler und effektiver werden

FRANKFURT/M. rtr/taz | Als mehr als hundert prominente Wissenschaftler und Politiker Anfang des Jahres eine kollektive Arbeitszeitverkürzung forderten, war die Aufregung groß, aber kurz. Das Thema „Weniger arbeiten fürs gleiche Geld“ schien seitdem ad acta gelegt. Schien. Denn zumindest bei Porsche ist es plötzlich wieder ganz aktuell: Der Premium-Autohersteller reduziert die Arbeitszeit für die Produktionsmitarbeiter in seinem Stammwerk in Zuffenhausen von 35 auf 34 Stunden pro Woche. Begründung: Weil die Arbeit immer mehr verdichtet werde, steige der Stress. Ergo könne man nicht so lange am Stück konzentriert arbeiten.

Die Betriebsvereinbarung für die rund 3.500 Beschäftigten in der Produktion sei bereits im Dezember 2012 geschlossen worden, sagte Porsche-Gesamtbetriebsratschef Uwe Hück der Branchenzeitung Automobilwoche. Schon seit dem 1. September arbeiteten die Mitarbeiter nur noch 34,5 Stunden, ab dem 1. Dezember sinke die Arbeitszeit dann auf 34 Stunden. Die Vereinbarung ist bis Ende 2016 terminiert. Es heißt jedoch, geplant sei, die kürzeren Arbeitszeiten auf Dauer aufrechtzuerhalten.

Die Arbeitszeitverkürzung ist kein reines Geschenk der Betriebsleitung an die Beschäftigten. Im Gegenzug soll die Produktion flexibler und noch effektiver werden. Zuletzt liefen in Zuffenhausen täglich 200 Autos vom Band, 2008 waren es noch 142. Porsche plant, den Absatz von 143.000 Fahrzeugen im Jahr 2012 bis 2018 auf 200.000 Autos zu steigern.

„Durch die Produktionssteigerung nimmt der Stress meiner Kolleginnen und Kollegen zu. Dafür brauchen wir ein Ventil“, zitierte das Magazin Hück. Nach der Einführung der 34-Stunden-Woche am Stammsitz wolle der Betriebsrat auch darüber verhandeln, die Arbeitszeiten im Werk Leipzig anzupassen.

Arbeitszeitverkürzungen waren in den vergangenen Jahren – und auch bei der Forderung vom Jahresanfang – meist im Zusammenhang mit dem Abbau von Arbeitslosigkeit diskutiert worden. Seit die Arbeit in vielen Bereichen aber immer dichter wird und psychische Erkrankungen als Folgeerscheinung zunehmen, empfehlen immer mehr Soziologen und Mediziner, die Arbeitszeit zu verringern, um die Gesundheit der Beschäftigten und damit eine dauerhafte Arbeitsfähigkeit zu erhalten. BW