: Weg vom Benzin
Umweltfreundlich und kostengünstig: Fast alle Motoren lassen sich auf Gasbetrieb umrüsten
BERLIN taz ■ Wer mit Gas fährt, schont die Umwelt und den Geldbeutel. Gasfahrzeuge emittieren gegenüber Benzinfahrzeugen bis zu 18 Prozent weniger CO2, sind schwefelfrei und setzen nur 20 Prozent der Stickoxide frei. Auch Rußpartikel und Feinstaub entstehen bei der Gasverbrennung nicht, was sich besonders im Stadtverkehr positiv bemerkbar macht. Gasfahrzeuge belasten das Klima deutlich weniger als Benzinfahrzeuge. Nahezu jeder Benzinmotor lässt sich mit einem Umrüstsatz fit für den Gasbetrieb machen. Deshalb befürwortet die EU neben Biokraftstoffen auch die Förderung von Gaskraftstoffen, um die CO2-Emissionen des Straßenverkehrs deutlich zu senken. Die meisten Gasfahrzeuge sind „bivalent“, das heißt, sie schalten automatisch auf Benzinbetrieb um, falls das Gas einmal ausgehen sollte.
Bei der Verwendung als Kraftstoff gibt es große Unterschiede zwischen Erd- und Flüssiggas: Flüssiggas (engl. Liquified Petroleum Gas, LPG) entsteht überwiegend als Nebenprodukt bei der Förderung von Erdgas sowie bei der Erdgasförderung. Als Propangas ist es Campern bestens bekannt. Flüssiggas hat den Vorteil, das es schon bei geringem Druck von 8 bar verflüssigt und so sein Volumen auf ein 260stel verringert. Damit lässt es sich in kompakten Tanks, die oft in der Reserveradmulde untergebracht sind, platzsparend speichern.
Erdgas (engl. „Compressed Natural Gas“, CNG) ist vor allem durch seine Verwendung in Gasheizungen bekannt. Es besteht aus reinem Methan, das sich nur schwer verflüssigen lässt. Erdgas wird deshalb für den Einsatz in Fahrzeugen auf extrem hohen Druck von 200 bar und mehr komprimiert und in stabilen Stahlflaschen gespeichert. Diese werden je nach System im Fahrzeug oder unter dem Fahrzeugboden montiert, um den Platzverlust im Fahrzeug gering zu halten. Die Reichweite eines nachgerüsteten Pkw liegt mit Erdgas im Durchschnitt bei etwa 250 Kilometer, mit Flüssiggas bei etwa 400 Kilometern. Unterflurtanks können die Reichweite bis auf 600 Kilometer steigern.
Die Nachrüstung eines Pkw für Flüssiggas kostet je nach Technik zwischen 1.200 und 2.800 Euro und wird von Kfz-Fachbetrieben angeboten. Sie führen auch Erdgas-Nachrüstungen durch, die wegen der aufwendigeren Speichertechnik allerdings zwischen 3.000 und 5.000 Euro kosten. Vereinzelt subventionieren Gaswerke die Anschaffung eines Erdgasfahrzeuges mit Tankgutscheinen. Ergasfahrzeuge werden in Deutschland von einigen Herstellern auch ab Werk vertrieben (z. B. von Volkswagen, Peugeot und Citroën), während Flüssiggasfahrzeuge in Deutschland ab Werk so gut wie nicht zu bekommen sind – jedoch bieten die meisten Hersteller Flüssiggasmodelle in vielen anderen europäischen Ländern serienmäßig an, da die Technik dort etabliert ist.
Die Investition in ein Gasfahrzeug amortisiert sich durch die steuerreduzierten Gaspreise, denn sie liegen nur bei der Hälfte der Benzinpreise: Ein Liter Flüssiggas kostet im Durchschnitt etwa 60 Cent, die vergleichbare Menge Erdgas gut 50 Cent. Deutschlandweit gibt es derzeit 682 Erdgastankstellen und 1.329 Tankstellen für Flüssiggas.
TARIK AHMIA
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