Der Etablierte: Özcan Mutlu

GRÜNE Der Bildungsexperte will jetzt über Berlin hinaus Akzente setzen

Dank seiner häufigen Talkshow-Auftritte – etwa als Gegenspieler des SPD-Lautsprechers Heinz Buschkowsky – ist er bereits bundesweit bekannt. Doch in den Bundestag zieht Özcan Mutlu, 45, erst jetzt, im zweiten Anlauf, zum ersten Mal ein.

„Ich habe zehn Kilo abgenommen. Nicht weil der Wahlkampf so stressig war, sondern weil wir jeden Sonntag 4,5 Kilometer gerannt sind“, stöhnt Mutlu. Die Zahl 4,5 bezog sich übrigens auf die Prozentpunkte, die der Direktkandidat der Grünen im Bezirk Berlin-Mitte bei der vergangenen Wahl hinter der SPD lag.

Mutlu wollte das mit einem aufwendigen Action-Wahlkampf um den zentralen Berliner Bezirk Mitte aufholen. Dass er letztlich nur auf einem enttäuschenden dritten Platz landete, dafür macht er den Bundestrend verantwortlich. „Im bundesweiten Vergleich haben wir in Berlin-Mitte noch die geringsten Verluste eingefahren. Aber verloren ist verloren!“

Dank eines sicheren Platzes auf der Landesliste darf Mutlu dennoch in sein Büro am Boulevard „Unter den Linden“ umziehen. Es liegt nur unweit des Berliner Abgeordnetenhauses, in dem er die letzten 14 Jahre als Bildungspolitiker agierte. Seine Eltern, die vor vielen Jahren als Gastarbeiter aus der Türkei nach Berlin kamen, wollen am Dienstag dabei sein, wenn ihr Sohn erstmals im Bundestag Platz nimmt. Dort will sich Mutlu vor allem mit Innenpolitik und weiterhin mit Bildungsthemen befassen – aber auf keinen Fall mit Integration: „Ich halte nichts davon, dass Migranten aufgrund ihrer Herkunft automatisch für das Thema zuständig sein sollen. Diese Zeiten sind vorbei.“

Noch im August hatte er mit Renate Künast in einem Kreuzberger Park einen „Veggie Day“ veranstaltet und mit Katrin Göring-Eckart in einer Kita gekocht. Rückblickend gibt sich Mutlu selbstkritisch: „Man hätte vielleicht mehr über die Massentierhaltung und die Auswirkungen des Fleischkonsums aufs Klima reden müssen, als die Idee eines Veggie-Days nach vorne zu rücken.“ BAX