Nur Hilfsjobs zur WM

Der Job-Boom zur Fußball-Weltmeisterschaft bleibt aus. Arbeitssuchende können allenfalls auf kurzfristige Engagements hoffen. Nur die Sicherheitsbranche könnte mittelfristig profitieren

VON HOLGER PAULER

Die Fußball-Weltmeisterschaft bringt keine neuen Jobs. „Fünf Wochen vor Beginn der WM können wir keine Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt erkennen“, sagt Nicola Hirsch, Arbeitsmarktsexpertin im DGB Landesbezirk Nordrhein-Westfalen. Von einer langfristigen Wirkung könne keine Rede sein, so Hirsch. „Schon die Arbeiten im Bahn- und Straßenverkehr im Vorfeld der WM haben für keine zusätzlichen Arbeitsplätze gesorgt“, in der Gastronomie- und Touristikbranche sehe es ähnlich aus. „Die Leute, die eingestellt wurden, arbeiten unter widrigsten Bedingungen, etliche Arbeiter sind illegal beschäftigt“, glaubt Hirsch. Die NRW-Regionaldirektion der Bundesanstalt für Arbeit (BA) war ursprünglich von 5.000 neuen Jobs zur WM ausgegangen. Mittlerweile musste sie ihre Prognosen auf 2.400 korrigieren.

„Wie die Arbeitsagentur auf die neuerlichen Zahlen kommt, können wir uns nicht erklären“, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Verbandes DEHOGA-Gastgewerbe NRW. „Kurzfristig“ rechnen die Gaststätten und Hotels mit landesweit 4.000 neue Stellen. „Nach der WM werden die Stellen wegfallen“, sagt Hellwig. Der Verband hoffe aber, dass Nordrhein-Westfalen als Gastgeber einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern hinterlassen werde. „Diese Wirkung auf den Tourismus lässt sich aber erst in drei, vier Jahren erkennen.“

Das Land NRW hatte sich noch vor zwei Jahren einen erheblichen Schub zur WM versprochen. „Landesweit sind bis zu zwei Milliarden Euro an Konsum-Zuwächsen denkbar“, sagte Werner Stürmann, damaliger Abteilungsleiter im NRW-Sportministerium, im Juli 2004 auf einer Konferenz in der Arena AufSchalke. Auch der Arbeitsmarkt sollte davon profitieren. Als vermeintliche Boom-Branchen galten dabei die IT-Technologie, Eventdienstleistungen und Sicherheits- und Ordnungsdienste.

Letztere sind wohl die Einzigen, die tatsächlich von der WM profitieren. „Wir schätzen, dass rund 50 bis 60 Prozent der Stellen durchaus auch langfristige Jobs nach sich ziehen können“, sagt Jürgen Koch, WM-Beauftragter der BA-Regionaldirektion. „In der Sicherheitsbranche nutzen viele Arbeitgeber das Ereignis, um neue Mitarbeiter zu testen.“ Wer sich bewährt, könne auf einen festen Job hoffen.

„Die Sicherheitsdienste arbeiten ausschließlich im Niedriglohnsektor“, sagt Heiner Busch, Vorstandsmitglied im Komitee für Grundrechte und Demokratie. Dadurch erhalte das Gewerbe zusätzlichen Auftrieb. Auch nach der WM könne er sich vorstellen, dass bei den Bundesligisten die Bereitschaft bestehe, die Leute weiter zu beschäftigten. Und nicht nur dort. „Die Sicherheitsdienste arbeiten generell im öffentlichen und halböffentlichen Bereichen, wie zum Beispiel Wohnungsbaugesellschaften“, sagt Busch. Die Arbeitsagenturen vermittelten vor allem Hartz-IV-Empfänger dorthin. Kein Wunder, dass sie auf eine Anstellung über die WM hinaus hoffen.