AFGHANISTAN/KUNDUS
: Taliban erzwingen nächtliche Handy-Ruhe

KUNDUS | Kein Handyklingeln nach Sonnenuntergang: Die radikal-islamischen Taliban haben am nordafghanischen Bundeswehr-Standort Kundus die Abschaltung des Mobilfunknetzes während der Nacht erzwungen. Vertreter führender Mobilfunk-Anbieter sagten, sie hätten sich der Forderung beugen müssen. Die Taliban gaben als Grund an, ihre Kämpfer davor schützen zu wollen, dass Sicherheitskräfte sie mittels Handysignalen orten können. Anwohner bestätigten, dass die Netze aller vier Anbieter Donnerstagnacht in der gesamten Provinz abgeschaltet waren.

Bereits vor mehreren Tagen wurden die Netze schon einmal abgeschaltet, nachdem die Taliban vier Sendemasten in Kundus-Stadt und in den Unruhedistrikten Char Darah sowie Dascht-i-Archi zerstörten. In südlichen Regionen hatten die Taliban bereits vor gut zwei Jahren vorübergehend die Abschaltung des Mobilfunknetzes erzwungen, nachdem sie auch dort Sendemasten sprengten. Die meisten Afghanen haben kein Festnetztelefon, sondern nutzen Handys. Die Mobilfunkbranche ist einer der erfolgreichsten Wirtschaftszweige in Afghanistan. (dpa)