Zwei Gruppen, zwei Häuser

HEIM Die Suche nach einem Ort für die Flüchtlinge von Oranienplatz und Brandenburger Tor geht weiter

Ein Haus für Flüchtlinge wird gebraucht, besser noch zwei Häuser. Aber woher nehmen? Vertreter der evangelischen Kirche, des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg und des Flüchtlingsrats sind mit Nachdruck bemüht, ein festes Quartier für zwei unterschiedliche Flüchtlingsgruppen zu finden: die überwiegend über Lampedusa nach Berlin gekommenen Flüchtlinge, die in einem Camp auf dem Oranienplatz leben; und die „Non-Citizens“, wie sie sich nennen, vom Brandenburger Tor, die zehn Tage im Hungerstreik waren.

Unterstützung bei der Suche hatte auch Sozialsenator Mario Czaja (CDU) zugesagt. Man sei „nach wie vor in Gesprächen“, erklärte seine Sprecherin am Mittwoch. Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Stadtmitte, Evi Gülzow, findet das zu wenig. „Was den Senat angeht, wünschen wir uns eindeutig mehr Engagement“, sagt sie. Gülzow verwies darauf, dass sie am Mittwochmittag mit Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) zwei infrage kommende Objekte in Kreuzberg besichtigen werde.

Die evangelische Kirche hat sich bereit erklärt, die Trägerschaft für ein Haus für die Lampedusa-Flüchtlinge zu übernehmen. Die Finanzverwaltung hat 136.000 Euro als Kältehilfe zugesagt. Die Mittel sind bis Ende März befristet und entsprechen der Finanzierung von 60 Plätzen in einer Notübernachtung. Gülzow meint, dass 100 bis 120 Flüchtlinge vom Camp in dem Haus unterkommen müssen.

Auch die Suche der evangelischen Kirche nach einer Bleibe für die aus Bayern gekommenen Flüchtlinge blieb bislang ohne Erfolg. Nach dem Abbruch des Hungerstreiks haben die 25 Flüchtlinge Asyl in einer Obdachloseneinrichtung der Heilig-Kreuz-Gemeinde gefunden.

Flüchtlingsaktivisten halten es für keine gute Idee, beide Gruppen gemeinsam in einem Haus unterzubringen. „Sie sind zu unterschiedlich, auch was ihre Protestform betrifft.“ Gülzow sagt: „Wir wären schon froh, wenn wir überhaupt eine Unterkunft fänden.“

Zu Auseinandersetzungen mit der Polizei ist es am Mittwoch bei einer Demonstration von Flüchtlingen und Unterstützern gekommen. Laut Polizei wurde einer der rund 80 Teilnehmer wegen Vermummung aus dem Zug geholt. Andere hätten versucht, den Mann zu befreien. Fünf Personen seien festgenommen worden. Heute wird das Abgeordnetenhaus eine Debatte über die Berliner Asylpolitik führen. PLUTONIA PLARRE