Halbe Auflage in Südwest

Beim Stuttgarter Gemeinschaftsprojekt „Sonntag aktuell“ wollen mehrere beteiligte Verlage bis 2007 aussteigen

Sie hat eine Millionen-Auflage, einen vorbildlichen Sportteil und erscheint nur sonntags. Nein, es geht nicht um Springers BamS. Sondern um Sonntag aktuell. Das Gemeinschaftsprodukt eines guten halben Dutzends südwestdeutscher Regionalzeitungen von der Stuttgarter Zeitung bis zur Ulmer Südwest Presse hat gegenüber dem Springer-Titel außerdem wesentliche Vorteile: Es ist kostenlos, weil anzeigenfinanziert – und wird den AbonnentInnen der beteiligten Blätter am Sonntag bequem nach Hause zugestellt.

Doch mit der heutigen Sitzung der Verlagsgesellschafter droht Ungemach: Zum Jahresende scheren die bislang an Sonntag aktuell beteiligten Titel Mannheimer Morgen, Rheinpfalz (Ludwigshafen) und auch die Südwest Presse aus dem gemeinsamen Projekt aus. Ab 2007 droht Sonntag aktuell daher eine fast halbierte Auflage, derzeit liegt sie bei stolzen 924.449 Exemplaren pro Sonntag. Gewerkschaftskreise befürchten außerdem einen personellen Aderlass bei dem mit 17 Vollzeitstellen arbeitenden Blatt.

Hintergrund der Kündigung ist der Versuch des Stuttgarter Zeitungsverlags (u. a. Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten), die bisher gültigen Gesellschafterverträge zu verändern. Sie garantierten den künftigen „Aussteigern“ bislang feste Ausschüttungen aus den Einnahmen des profitablen Sonntagstitels. Da aber der größte Anzeigenumsatz im Großraum Stuttgart erwirtschaftet werde, fühlte sich der Hauptverlag von Sonntag aktuell benachteiligt, heißt es in Unternehmenskreisen. Doch in dessen Hauptquartier gibt man sich gewohnt zugeknöpft. Geschäftsführer Jürgen Dannenmann lässt über sein Büro ganze zwei Worte ausrichten: „Keine Stellungnahme“.

Laut Deutscher Journalisten-Union in Ver.di müssten nach dem Ausstieg rund 400.000 Euro Personalkosten eingespart werden, was rund einem Drittel des redaktionellen Personals entspräche. Insider gehen jetzt aber davon aus, dass derartige Kahlschlagpläne vom Tisch sind. Allerdings sollen demnächst frei werdende Stellen bei Sonntag aktuell nicht wieder besetzt werden. Eine völlige Einstellung sei keinesfalls geplant.

Denn der regionale Sonntagsmarkt ist überaus attraktiv, bei den „Aussteigern“ sollen eigene „7. Ausgaben“ in Planung sein. Und die Region wieder der BamS zu überlassen kommt keinem der Beteiligten in den Sinn. Schließlich war die Abwehr eines Springer-Monopols schon treibende Kraft bei der Gründung von Sonntag aktuell. STG