Angst fressen Seele auf

Verbockte Parköffnung in Tempelhof

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das Land Berlin hat seiner eigenen Bevölkerung die Öffnung des Tempelhofer Flugfeldes als Stadtpark ziemlich versaut. Man muss das so drastisch sagen, haben doch die politisch Verantwortlichen ihr bislang desaströses Verhältnis im Umgang mit der grünen Fläche am Wochenende noch einmal zu steigern vermocht. Selbst wenn sich einige wie Bolle amüsiert haben sollten, eine Party auf dem ehemaligen Flugfeld ist dem Senat nicht gelungen – aus Kleinmut, aus Angst vor der Courage, aus Panik, ja fast schon Phobie vor einem richtigen Volksfest. Vielleicht ahnte das schon mancher: Nur 100.000 statt erwarteter 200.000 Menschen kamen am Eröffnungstag.

Weil die Furcht in Sachen Tempelhof so tief sitzt, sah die Airport-Party für viele so aus: Ab dem späten Nachmittag waren die Eingangstore versperrt, ankommende Bürger mussten draußen bleiben. Völlig überfordertes Aufsichtspersonal an den Zugängen machte auf Rüpel, die Polizei packte die Schlagstöcke aus. Uncool, unfrei, unfähig nennt man so was – und nur, weil ein kleines Grüppchen Demonstranten auf dem Gelände leicht am Zaun rüttelte. Krawall gemacht haben die Protestler nicht. Trotzdem ließ es sich die Staatsgewalt nicht nehmen, die „Zaun weg!“-Aktivisten – als seien sie der schwarze Block hoch drei – einzukesseln und vom Parkgelände zu drängen. War das nötig?

Aussperrung statt Toleranz

Mit seiner Machtdemonstration hat der Senat vielleicht bei der Springer-Presse und den Stammtischen gepunktet. Vom Hals geschafft hat er sich durch seine Peinlichkeiten die Fragen nach dem echten Mehrwert des Areals für Berlin nicht.

Im Gegenteil. Weil in Tempelhof an diesem Wochenende Aussperrung statt Toleranz das Sagen hatte, hat er den Konflikt um den „Zaun versus freien Zugang“ noch mehr angeheizt.