Pennen im Seminarraum

WOHNUNGSNOT Studenten ohne Unterkunft dürfen im Göttinger Asta-Gebäude schlafen

Das Studentenwerk hofft auf Privatleute, die ein Zimmer an Studenten vermieten

Bezahlbare Wohnungen oder freie WG-Zimmer sind in Göttingen zu Semesterbeginn rar. Auch Hostels und Jugendherbergen sind restlos ausgebucht. Hunderte Studenten haben deshalb momentan keine Wohnung, schätzt Asta-Sprecher Benjamin Söchtig. Damit diejenigen, die nicht die Möglichkeit zum Pendeln haben, die ersten Vorlesungen nicht verpassen müssen, hat der Asta der Universität Göttingen ein Notlager für die gestrandeten Studierenden eingerichtet.

In drei Seminarräumen schlafen die Studenten auf Luftmatratzen, geduscht wird im benachbarten Studentenwohnheim. „Ein bisschen Klassenfahrtatmosphäre ist es schon“, sagt Söchtig. Den erwarteten Ansturm auf das Notlager gab es trotz Wohnungsmangel bisher nicht – etwa sechs Studierende kamen pro Nacht. „Vielen ist die Hemmschwelle, in einer Notunterkunft zu schlafen, zu hoch“, sagt Söchtig.

Wegen der schwierigen Situation auf dem Wohnungsmarkt, stimmte auch die Universität der Notunterkunft zu – zunächst für drei Wochen. In diesem Semester stieg die Zahl der Studierenden an der Uni Göttingen auf insgesamt 27.000 – davon sind 5.700 Erstsemester-Studierende, knapp vier Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Das und die verstärkte Nachfrage nach kleinen Appartments durch Single-Haushalte seien Ursachen für die Wohnungsnot, sagt der Geschäftsführer des Göttinger Studentenwerkes Jörg Magull. Er appelliere an private Vermieter, übergangsweise ein Zimmer zur Verfügung zu stellen. Freie Plätze in Studenten-Wohnheimen gebe es keine. „Derzeit stehen etwa 2.000 Bewerber auf der Warteliste.“

Uni-Sprecher Romas Bielke hofft dennoch auf eine baldige Verbesserung der Situation. „Die Härtephase zu Beginn des Semesters löst sich meist wieder auf, wenn die Studenten untereinander Kontakte knüpfen.“ ANDREA SCHARPEN