: Das Thema
Lampedusa-Flüchtlinge fordern Bleiberecht
In der vergangenen Woche diskutierten unsere Leser über die afrikanischen Flüchtlinge, die aus Libyen über Italien nach Hamburg gekommen sind. Sollen sie bleiben? Oder sollen sie zurück nach Italien, wie der Hamburger Innensenator Michael Neumann meint?
Fast schon anmaßend
■ betr.: „Festung Hamburg steht“, taz.nord vom 19./20. 10. 13
Bei Zuwanderung entscheiden diejenigen, die bereits in einem Land sind, darüber, wer noch kommen und bleiben darf. Es gibt für diese Entscheidung Gesetze, die für alle gleich gelten. Da die Flüchtlinge etwas, nämlich Aufenthalt, von der Stadt begehren, halte ich die Wortwahl ihres Briefes für fast schon anmaßend. Und sollte es zu einem Hungerstreik wie in Berlin kommen, wäre dies ein Akt der Erpressung, dem der Staat, bei Hilfeleistung zur Rettung von Leben und Gesundheit, nicht nachgeben kann. Das wäre der ganz falsche Weg. Um hier mal eine Minderheitenmeinung zu präsentieren. MAIK HARMS, Hamburg
Durch die Stadt gehetzt
■ betr.: „Festung Hamburg steht“, taz.nord vom 19./20. 10. 13
Demokratie braucht eine Streitkultur und jede einzelne Person der Gesellschaft. Jeden. Mit oder ohne Papiere. Ein Bürgermeister, der von der Kanzel spricht und auf Gesprächsaufforderungen nicht eingeht, lebt keine demokratische Praxis. Ich frage mich, warum geht Herr Scholz nicht auf Menschen zu, die ihn um ein Gespräch bitten? Was verleiht ihm diese Arroganz zu glauben, es sei nicht seine Aufgabe mit den Menschen zu sprechen, die im Mai von Lampedusa nach Hamburg gekommen sind? Über eine Woche lang wurden schwarze Menschen durch die Stadt gehetzt, um ihre Identität festzustellen und sie in Gewahrsam zu nehmen. Den Unterstützern wird vorgeworfen, den Menschen unnötige Hoffnung zu machen, soziale Zuneigung wird diskreditiert und soll als Beihilfe zum illegalen Aufenthalt strafbar gemacht werden. Ein jeder, der anderer Ansicht als der Hamburger Senat ist, wird missbilligt, abgetan, eingekesselt, kriminalisiert. MONICA MONK, Hamburg
Von Bleiberecht keine Spur
■ betr.: „Festung Hamburg steht“, taz.nord vom 19./20. 10. 13
„Frauen kochen Suppe.“ „Sie fordern selbstbewusst ihr Bleiberecht.“ Sehr geehrter Autor, mögen Sie es, wenn es die Frauen sind, die die Suppenküche betreiben? Zweitens: Von Bleiberecht, das sie so selbstbewusst fordern, keine Spur. Natürlich können die Autonomen, die im Grunde alles unterstützen, was nach ANTI riecht, eine Festung Hamburg herstellen (eine Festung Europa lehnen sie übrigens ab), aber wie lange wird das gehen? Wie sieht diese Festung aus, wenn es ein harter Winter wird? Keine Container, kein Dach über dem Kopf – ob das den Afrikanern lieber ist als endlich eine Prüfung ihrer Situation? BLACKY, taz.de
Ganz einfach
■ betr.: „Es ist meine härteste Tür“, taz.nord vom 19./20. 10. 13
Und warum werden die nicht abgeschoben? Andere werden es doch auch. Sind die was besonderes, nur weil der Pfarrer sie seelsorgt? Wir wissen nicht, wer sie sind, auch wenn die Bildzeitung schreibt, dass zwei von denen schon mal in Europa Asyl beantragt haben und abgeschoben wurden. Warum outen die sich nicht, um das klarzustellen? Letztendlich müssen sie das tun, sonst wird die Polizei mit der Spezialeinheit der Ausweisfälscher anrücken, und dann wäre es ganz einfach. PASS, taz.de
Wirkt albern
■ betr.: „Es ist meine härteste Tür“, taz.nord vom 19./20. 10. 13
Zur Differenzierung: In einem anderen Artikel (Mopo oder so) stand, dass Herr Kriegel sicherheitstechnisch hauptsächlich Streit zwischen den Bewohnern schlichten muss und von Bedrohung von außen keine Spur. Und dass er stolz ist, die Obdachlosen vom Gelände zu vertreiben … Im Übrigen nochmal an alle Bildungsbürger: Burschenschaftler sind die Keimzelle unserer Demokratie. Dass sie mit Molotow-Nazis verglichen werden, wirkt albern und hysterisch.
BÜCHNER, taz.de
Rassismus für Schlichtlinke
■ betr.: „Festung Hamburg steht“, taz.nord vom 19./20. 10. 13
Früher war es Rassismus, wenn man die eigene „Rasse“ für überlegen hielt und für ethnische „Reinheit des eigenen Landes“ eintrat. Heute ist es Rassimus, wenn man für reguläre Einwanderung eintritt.
„Die rund 300 Lampedusa-Männer haben ihre Heimatländer verlassen, um ihr Glück in Libyen zu suchen – ein hartes Pflaster für Schwarzafrikaner. Dann kam der Umsturz, und sie gerieten zwischen die Fronten. Sie sind also doppelt geflohen.“
Wieso war die Arbeitssuche in Libyen eine „Flucht“? Es handelte sich um ganz gewöhnliche Arbeitsmigration. Eine Lösung könnte eine Ausnahmegenehmigung aufgrund der besonderen Umstände in Libyen sein. Das Ganze funktioniert natürlich nur mit der klaren Ansage, dass fortan keine irreguläre Aufnahme mehr erfolgt. D.J., taz.de