Kein Plan zur Planung eines Plans

BER-DESASTER

Könnte gut sein, dass Klaus Wowereit wieder den Vorsitz im Aufsichtsrat übernimmt

Endlich: An diesem Sonntag eröffnet der neue Flughafen in Schönefeld. 27. Oktober 2013, das war der Termin, den Horst Amann nannte, als der Aufsichtsrat ihn vor einem Jahr als Flughafenretter und Technikchef an die Baustelle holte. „Wir alle hätten uns einen früheren Termin gewünscht“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Wowereit damals im Parlament. Aber wenigstens gebe es jetzt überhaupt einen Termin und zusätzlich „auch Klarheit über das Finanzierungskonzept“.

An diesem Sonntag eröffnet der neue Flughafen nicht. Die Probleme mit dem Brandschutz sind nach wie vor nicht gelöst. Und Horst Amann ist seinen Job als Technikchef los, das hat der Aufsichtsrat in dieser Woche beschlossen. Er wird abgeschoben an die Spitze einer unbedeutenden Flughafen-Tochtergesellschaft, die für den Einkauf von Strom, Wärme, Kälte, Wasser sowie die Beseitigung des Abwassers zuständig ist. Sein Gehalt in sechsstelliger Höhe behält er.

Beim Finanzierungskonzept ist inzwischen nur noch klar, dass die vor einem Jahr genannten 4,3 Milliarden Euro nicht reichen. Aufsichtsratsmitglied Rainer Bretschneider hält Mehrkosten von 700 Millionen Euro für möglich (das entspricht 22 Limburger Bischofssitzen). Vielleicht aber auch mehr..

Und wann eröffnet der Flughafen jetzt? Im Juni hatte Geschäftsführer Hartmut Mehdorn angekündigt, er werde einen Zeitplan „bis etwa September“ vorlegen. Passiert ist das nicht. Ob es noch passiert, ist unklar. Inzwischen wird nicht mal mehr der Terminplan zur Erstellung eines Terminplans eingehalten.

Kein Wunder, dass der neue Ministerpräsident Brandenburgs Dietmar Woidke nicht in den Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft wollte, dem sein Vorgänger Matthias Platzeck vorsaß. Es ist absehbar, dass der Flughafen noch über Jahre Negativschlagzeilen produziert. Und so könnte es gut sein, dass Klaus Wowereit den Vorsitz im Aufsichtsrat übernimmt, den er mal als Konsequenz aus dem ganzen Debakel abgegeben hatte. Weil sonst einfach keiner mehr da ist, der sich den Ärger ans Bein binden will. SEBASTIAN HEISER