„In Klang gehüllt üben“

WOHLTEMPERIERT Die Hochschule für Künste weiht in der ehemaligen Sternwarte ihre neue Orgel ein

■ ist Professor für Orgel an der Hochschule für Künste und konzertiert als Organist weltweit.

taz: Herr Vogel, Bremen liegt in einer der reichhaltigsten Orgellandschaften Europas – wozu braucht die HFK eine eigene?

Harald Vogel: Sie schließt eine schmerzliche Lücke. Bislang mussten unsere Studierenden in den Kirchen mit großen Orgeln üben. Dort sind die Übungszeiten wegen des Gemeindelebens aber begrenzt.

Ihre Orgel ist mit 739 Pfeifen eher klein – normale Kirchenorgeln fangen erst bei 1.000 Pfeifen an.

Das stimmt. Für uns wurde aber ein neuer Typus Orgel entwickelt: Sie verbindet herkömmliche Bauweisen mit moderner Technologie. Ihre Orgelpfeifen sind bis zu 150 Jahre alt, die technische Apparatur ist digital. Sie hat die wesentlichen Klanggruppen und hüllt den Spieler davor komplett in ihren Klang ein wie sonst nur in großen Räumen wie dem Dom. Zum Üben reicht sie also völlig aus.

Und was kostet so ein Gerät?

Die Orgel selbst 360.000, mit dem Umbau des Raums sind es 380.000 Euro. Die Kosten übernimmt die Hochschule selbst zur Hälfte, die andere die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

Wird Orgel denn heute überhaupt noch studiert?

Die Nachfrage bei uns ist sehr groß, wir haben Studierende aus aller Welt.

Und die freuen sich, künftig auch im säkularen Raum üben zu können?

Das ist schon ein unglaublicher Vorteil – zumal der Orgelraum durchgehend temperiert ist. Es braucht schon einige Abhärtung, um bei acht Grad stundenlang in der Kirche zu spielen.INTERVIEW: TERESA HAVLICEK

19.30 Uhr, Dechanatstraße 13-15