Schädliche Fettsäuren in Fastfood

Essen aus der Fritteuse kann extrem hohe Mengen an herzschädigenden Transfettsäuren enthalten. Verantwortlich dafür ist das Frittierfett

Ob Chicken Wings und Pommes, in Kopenhagen oder New York konsumiert – man mag mei- nen, das sei zumindest für die Gesundheit egal. Doch dänische Herzspezialisten des Gentofte University Hospital haben in den Jahren 2004 und 2005 den großen Fastfood-Ketten in die Fritteusen geschaut und warnen: Abhängig vom Standort der Fastfood-Filiale befinden sich unterschiedliche Mengen von ungesunden Transfettsäuren in den Produkten (New England Journal of Medicine, Vol 354: 1650–1652, 2006). Die Fettsäu- ren gelten als Herzgift: Bereits fünf Gramm Transfettsäuren täglich sollen das Herzinfarktrisiko um 25 Prozent erhöhen, weil sie die Cholesterin-Fraktionen im Blut negativ beeinflussen.

Die dänischen Wissenschaftler fanden in einer großen Portion Pommes mit Chicken Wings, gekauft in einer New Yorker Filiale von McDonald’s, zehn Gramm Transfettsäuren, während das gleiche Gericht in Spanien oder der Tschechischen Republik nur etwa drei Gramm Transfettsäuren auf die Waage brachte.

Ähnlich hart trifft die Studie die Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken: Hühnchen-Schlegel, in Polen oder Ungarn genossen, versorgten den Körper mit 19 Gramm Fritteusen-Fett. In Deutschland, Russland oder Dänemark waren es weniger als ein Gramm.

Die Fettsäuren kommen in der Natur nur selten vor. Sie entstehen beim Frittieren in besonders großen Mengen, zumal wenn so genannte gehärtete Fette verwendet werden. Der Einsatz von Mais-, Soja- oder Olivenöl reduziert dagegen die unerwünschte Fettfracht in den Lebensmitteln. Der Nachteil von Öl: Es kann nicht so oft verwendet werden. US-amerikanische Verbraucherschützer vermuten daher auch, dass finanzielle Gründe für die stark variierenden Fettgehalte verantwortlich sind. Die Fritten-Hersteller streiten dies ab. Sie behaupten, dass die unterschiedlichen Geschmacksvorlieben in den einzelnen Ländern das Studienergebnis erklären.

In einem Übersichtsartikel zur Gefährlichkeit von Transfettsäuren, erschienen in derselben Ausgabe des New England Journal of Medicine, rechnen Harvard-Forscher vor: Würde man gehärtete Fette durch Pflanzenöle in der Fritteuse ersetzen, könnten immerhin 72.000 bis 228.000 Herzleiden in den USA verhindert werden.

Nicht so in Europa. Ein von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) 2004 in Auftrag gegebenes Gutachten kam zu dem Schluss: Der herzschädigende Effekt werde durch die geringen Aufnahmemengen in den europäischen Ländern relativiert. Dies ist auch der Grund dafür, warum in den europäischen Gesetzen kein Grenzwert für Transfettsäuren zu finden sind.

Man rät dafür dem Verbraucher, insgesamt weniger Fett zu essen und am besten die Finger von Fastfood zu lassen. Dänische Behörden glauben jedoch nicht, dass solche Ratschläge fruchten, und setzen lieber auf staatliche Vorsorge: Dort dürfen seit zwei Jahren nur noch Minimengen der unerwünschten Transfettsäuren in den Lebensmitteln auftauchen. KATHRIN BURGER