nicht verpassen!
: Schnodderkönig

„Mein Name ist Bach“, 20.45 Uhr, Arte

Kostümfilme sind oft so sauber und adrett wie ausgefegte Puppenstuben – dieser tut alles, um dreckiger, lebendiger zu sein: Man riecht Schweiß und das fettende Haar unter den weißen Männerperücken, irgendwo krabbeln immer ein paar Schaben umher und unter dem königlichen Bett steht unübersehbar ein Nachttopf.

„Es gibt ein Leben nach dem Menuett“, zickt die Schwester des Preußenkönigs den Bruder an. Doch in diesem Film ist alles Musik: Friedrich II. und sein Besucher, der Komponist Johann Sebastian Bach, jammen auf dem Dachboden und bearbeiten mit Hingabe, was die Kuriositäten-Sammlung des Herrschers hergibt; das Alphorn dröhnt und Becken scheppern.

Jürgen Vogel spielt den Friedrich als größenwahnsinnigen und verstörten Herrscher. Keiner darf besser sein als er; sonst tobt er und schickt den Diener mitten in der Nacht heiße Milch holen. Er schnoddert den König dahin, wie Jürgen Vogel eben schnoddert. Und wider Erwarten passt das zum preußischen König, der unter seinem Vater litt und seiner Liebe zu Männern und die Frauen verachtete. Vadim Glownas Pressstimme haucht dem alternden Komponisten schwerfälligen Genius ein und ist sowieso eine Tonlage für sich.

Über Bachs Besuch in Potsdam ist wenig bekannt. Der Film fabuliert also frei und kann so endlich die königliche Mitarbeit an Bachs „musikalischem Opfer“ beweisen – ihn inspirierten blaues Blut und ein Gurkentopf. KIRSTEN REINHARDT