„Wir werden reifer“

BILANZ Die Arabischen Kulturwochen fragen, was aus den Frauen der Revolutionen geworden ist

■ 51, unterrichtet Hoch-Arabisch an der Uni Hamburg. Er ist Initiator und Organisator der Arabischen Kulturwochen in Hamburg.

taz: Wie viel Kontroverse erwarten Sie beim Thema „Die Frau in der Arabischen Gesellschaft“, Herr Khalifa?

Mohammed Khalifa: Wir erwarten auf jeden Fall Diskussion bei den Arabischen Wochen. Wir betrachten das Thema aus kultureller, religiöser und politischer Perspektive und haben dabei Gäste mit unterschiedlichen Positionen: etwa einen koptischen Priester aus Ägypten, der mit einer Doktorandin sprechen wird, die über islamischen Feminismus geforscht hat.

Was hat Sie als Organisator am Thema gereizt?

Im Lauf der Revolutionen in Ägypten, Syrien und Tunesien waren die Frauen aktiv dabei. Einiges haben sie erreicht, einiges scheiterte auch. Wir wollen deutsche und arabische Frauen und Männer darüber ins Gespräch bringen – bei den Veranstaltungen und auch danach, beim geselligen Teil.

Ein Ziel soll der Abbau von Vorurteilen sein. Wo liegen die?

Die Medien bei uns vermitteln ein blutiges und aggressives Bild des Nahen Osten. Wir vergessen darüber die gesellschaftliche und kulturelle Ebene, auf der wir uns begegnen können. Auf der anderen Seite: Wer in der Arabischen Welt lebt, hat gewisse Vorurteile, ob die Europäer nur ihre wirtschaftlichen Interessen verteidigen wollen. Darüber vergisst man, dass ein Großteil der Leute hier Mitgefühl für die Menschen im Nahen Osten hat.

Das Rad dreht sich dort schnell – wurden Sie vom Gang der Ereignisse überrascht?

Was Ägypten anbelangt, eigentlich nicht. Ich bin mindestens dreimal pro Jahr dort und dank Telefon und Facebook bekomme ich mit, was dort abläuft.

Müssen Sie die Arabischen Wochen als Ein-Mann-Betrieb organisieren?

Ich habe glücklicherweise Studierende vom Afrika-Asien Institut mit ins Boot genommen. Dieses Jahr habe ich eine Studentin, Gabriele von Stritzky, die die Leitung der Organisation mit drei Kommilitoninnen übernommen hat – und alle sind schon im Nahen Osten gewesen.

Was hat sich in den zehn Jahren, in denen es die Arabischen Kulturwochen gibt, verändert?

Wir haben ursprünglich mit einer Woche angefangen. Damals waren wir sehr auf Fotos und Filme konzentriert. Nun haben wir auch Konzerte, Workshops und Diskussionen und es sind 34 Veranstaltungen über 30 Tage hinweg. Sagen wir mal so: Wir werden immer reifer.  INTERVIEW: GRÄ

10. Arabische Kulturwochen: 28. 10 bis 27. 11. Mehr unter www.arabische-kulturwochen-2013.jimdo.com