Gefährlicher Radfahren

VERKEHRSPOLITIK Bizarre Verkehrsführungen für den Radverkehr präsentierte ein Teil der grünen Bürgerschaftsfraktion. Sie will die Bedingungen für Radler verbessern

Mitunter ist der Radweg so schmal, dass es zu Konflikten mit FußgängerInnen kommt

VON EIKEN BRUHN

Die Querung der Domsheide zum Beispiel. Wie sollen RadfahrerInnen von A nach B kommen? Ohne sich selbst oder andere zu gefährden? Diese Frage stellte am Freitag ein Trupp Grüner Abgeordneter, die per Rad auf Schwachstellen in der Verkehrsführung in der Innenstadt hinwiesen und welche Vorteile Verbesserungen im Radverkehr für Umwelt, Klima, Gesundheit, Tourismus, Handel, also eigentlich für alles hätten.

Er gehe davon aus, dass noch mehr BremerInnen aufs Rad umsteigen würden, wenn die Innenstadt radfreundlicher wäre, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Ralph Saxe. Nach der letzten Erhebung aus dem Jahr 2008 werden in Bremen 25 Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt – die Grünen wollen dies auf 40 Prozent erhöhen. Doch dazu müsse man erst einmal Hindernisse beseitigen, die Menschen davon abhalten, auch für kurze Strecken aufs Rad zu steigen, so Saxe.

„Ich gehöre zu denen, die tatsächlich in Bremen das Auto nehmen“, sagte gestern der Sprecher der Grünen für Stadtentwicklung, Carsten Werner. Dies liege daran, dass er oft mit seiner kleinen Tochter auf ihrem Rad unterwegs sei und er viele Stellen für sie für zu gefährlich halte. Auch ältere Menschen würden sich bestimmte Strecken nicht auf dem Rad zutrauen.

Tatsächlich waren die Beispiele, die die Grünen auf ihrer Kurztour abfuhren, eindrücklich. Als „absurd“ bezeichnete Carsten Werner die Führung des Radverkehrs über die Balgebrückstraße in Richtung Marktplatz. Hier müsse ein Radweg über die Straßenbahnschienen die Situation entschärfen, sagte sein Parteikollege Ralph Saxe.

An einer anderen Stelle – dem Herdentorsteinweg in Höhe der Wallanlagen – sei der Radweg so schmal, dass es regelmäßig zu Konflikten mit FußgängerInnen käme. Hier brauche der Radverkehr eine eigene Spur auf der Straße. Und am Schüsselkorb würde es helfen, wenn keine Autos mehr am Straßenrand halten dürften.

Neben diesen besonders problematischen Stellen wies Saxe darauf hin, dass die Verkehrsinfrastruktur nicht auf Lastenräder zugeschnitten sei, die zunehmend nicht nur für den Kindertransport genutzt würden. Und: Es würden Stellplätze für Räder fehlen. 1.000 neue sollen im kommenden Jahr installiert werden.

Dass nicht nur die Innenstadt nicht radfreundlich ist, sondern sie zum Teil nur schwer zu erreichen sei, kritisierte der Leiter des Ortsamts Mitte, Robert Bücking, der ebenfalls an der Radtour teilnahm. Wer aus Findorff oder Walle komme, müsse durch Tunnel und finstere Unterführungen, bis wieder „belebte Welt“ erreicht sei. Dies halte viele BremerInnen davon ab, die Innenstadt als Teil ihres Alltags zu erleben. „Die Innenstadt hat gestörte Eingänge.“