Aufmüpfiger Aufsteiger

VORBILD Ausgerechnet Liga-Neuling Hertha BSC zeigt beim 2:3 in München, wie man den FC Bayern zumindest ärgern kann

MÜNCHEN taz | Immerhin, das Lächeln und die vielen Komplimente nahmen sie mit nach Berlin. Adrian Ramos zum Beispiel schlurfte recht vergnügt aus der Arena, während beim FC Bayern Ungeheuerliches vor sich ging: Der Blick richtete sich nach dem 3:2 (1:1) ausnahmsweise auf den Gegner. „Berlin war die beste Mannschaft überhaupt, gegen die wir bisher gespielt haben“, lobte Trainer Pep Guardiola. „Das war unser schwierigster Gegner in der Arena“, sagte Manuel Neuer. „Kompliment an Hertha, die sind nicht umsonst so weit oben“, meinte Arjen Robben.

Punkte hatte die Elf von Trainer Jos Luhukay zwar nicht geholt, aber über so prominente Vertreter des Establishments wie Bayer Leverkusen erhoben zu werden, schmeichelte den Berlinern natürlich. Die Elogen der Münchner Belegschaft hatten sie sich durch einen ganz und gar nicht demütigen Auftritt verdient. Die Berliner haben der ganzen Branche gezeigt, wie die Münchner geärgert werden können. Ramos (4.) und Änis Ben-Hatira (58.) haben für die Gäste getroffen, und dass die Bayern noch gewannen, lag auch an den Berlinern selbst, nicht nur an Mario Mandzukic (29./51.) und Mario Götze (54.), die drei Kopfballtore erzielten, nachdem sie früh für die angeschlagenen Toni Kroos und Robben eingewechselt worden waren. Nachgeholfen hatten die Berliner zumindest bei den ersten beiden Münchner Toren, als zunächst die Zuordnung nicht stimmte und Thomas Kraft einen Irrlauf durch seinen Fünfmeterraum erlaubte. Später griff er nach einem leichten Rutscher ins Leere.

Dass die Münchner, die nun seit einem Jahr zu Hause ungeschlagen sind, ihre Bilanzen weiter aufbessern konnten, passte allerdings nur bedingt ins Muster dieser Partie. Der ziemlich unerwartete Verlauf der Dinge lag ja vor allem an den äußerst kecken Berlinern. Im mutigen 4-4-2 überrumpelte Luhukays Elf die Bayern immer wieder mit Kontern. Die forschen Aktionen wurden dadurch begünstigt, dass sich die Angreifer Ramos und Ben-Hatira nur dosiert an der Defensive beteiligten, stets vorne lauerten und damit Gegenspieler banden. Auch deshalb stockten die Kombinationen des FC Bayern. Ein Ansatz vielleicht auch für andere, wie Guardiolas Ballbesitzkicker irritiert werden können.

Und so haben die Berliner zwei grundsätzliche Botschaften in München hinterlassen. „Wenn wir sogar hier so gut mithalten können, zeigt uns das, dass wir auf einem sehr guten Weg sind“, sagte Keeper Kraft. Und Manager Michael Preetz erinnerte noch einmal an das Saisonziel: „Wir wollen auch nächstes Jahr wieder hierher – und zwar, wenn das Stadion rot ist.“ Blau leuchtet die Arena bei Heimspielen des Zweitligisten 1860 München.

MAIK ROSNER