WORAN GLAUBEN?
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Darf man Kunst beschränken?Nein, sie ist eine individuelle Aussage des Künstlers, sei es in Stein, Farbe, Musik, Wort oder vielem mehr. Der Mensch, der hört oder sieht und wahrnimmt, versucht die Botschaft zu erkennen. Es stellt sich die Frage: ist das Werk auch dann Kunst, wenn es nicht verstanden wird? Natürlich ist es dem Künstler selbst überlassen, seine Botschaft so darzustellen, wie er sie sieht. Dies kann respektiert, muss aber nicht immer akzeptiert werden. Wünschenswert wäre es, dass trotz künstlerischer Freiheit Werte respektiert würden. Der Glaube kann grenzenlos stark sein, der Glaube versetzt Berge, so sagt man. In jedem Falle kann der Glaube den Menschen Halt und Zuversicht geben. Jeder kann für sich entscheiden, woran er glaubt.

Gibt es nur eine Wahrheit?Es gibt für den Menschen nur die eine Wahrheit und die ist die, an die man glaubt. Er ist überzeugt von seiner Wahrheit, solange er ehrlich zu sich selbst ist.

Warum ist das Paradies nicht auf Erden?Fakt ist, dass es für den gläubigen Menschen etwas Überirdisches ist. Alles was auf der Erde ist, ist vergänglich. Das von Gott erschaffene Paradies ist für uns Gläubige die Erfüllung, unvorstellbar schön und vollkommen. Es gibt nichts Vergleichbares auf der Erde. Da es von Menschen nicht zu beeinflussen ist, ist das Paradies ein Ort des ewigen Friedens und der Ruhe. Rein von Sünde und Leid. Das Ziel jedes gläubigen Menschen, wie auch meines, ist es, im Leben nach dem Tod mit meiner Seele im Paradies zu sein. Dort angekommen zu sein, ist der Beweis für mich und meines Glaubens, Gottes Geboten nachgegangen zu sein. Das ewige Leben im Paradies, mit allen anderen Gläubigen zusammen in Frieden und Erfüllung zu leben, ist daher für jeden gläubigen Menschen erstrebenswert. Das vergängliche Leben auf der Erde ist für den gläubigen Menschen ein Ort der Prüfung.

Fototext:Mustafa Kücük (37), ist Muslim. Der Anlagenwerker bei Thyssen Krupp war bis März CDU-Ratsherr der Stadt Dinslaken, er ist Mitglied der DITIB-Gemeinde in Duisburg-Marxloh und außerdem aktiv in den Heimatvereinen Duisburgs. Momentan moderiert er bei dem türkischen Fernsehsender Kanal Avrupa.

Darf man Kunst beschränken? Die Kunst darf man nicht beschränken. Das ist die einfache Antwort auf diese Frage. Weniger einfach ist die Frage: Was ist Kunst und wer entscheidet das? Gerichte müssen sich immer wieder damit beschäftigen, ob ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Handlung Kunst ist und als solche schützenswert. Diese Frage wird dort relevant, wo zwei schützenswerte Güter aufeinandertreffen. Etwa Menschenwürde und Kunst. Wenn man die Karikatur zur Kunst rechnet, wird der Konflikt sehr brisant, wie die Mohammed-Karikaturen zeigen. Hier trafen wichtige Werte aufeinander.

Gibt es nur eine Wahrheit?

Sicher gibt es viele Wahrheiten. In der Mathematik gibt es vorgeblich absolute Wahrheit, doch selbst die beruht im Kern auf Axiomen – nicht beweisbaren, aber als unumstößlich wahr empfundenen Sätzen. Das positivistische Weltbild von exakten Naturwissenschaften musste nach dem Vordringen in relativistische und quantenphysikalische Bereiche schon lange über Bord geworfen werden. Die Philosophen haben komplizierte Denksysteme entwickelt, die sich mit dem Begriff der „absoluten Wahrheit“ befassen. Menschen, die sich im Besitz der einen Wahrheit wähnen, sind potenziell gefährliche Menschen. Es lebt sich leichter, wenn man sich der Relativität aller Wahrheiten bewusst ist. Die „eine Wahrheit“ findet sich nur im Glauben.

Warum ist das Paradies nicht auf der Erde?

Warum ist es erstrebenswert? Erwartet das jemand ernstlich? Was ist denn überhaupt paradiesisch? Zum Beispiel eine Gesellschaft, in der alle ohne körperliche oder seelische Not der Erfüllung ihres Glücks nachgehen können? Oder ein ewiger, sorgenfreier „Club Mediterrané“? Oder aber eine Welt, in der alle den Zielen eines Gottesstaates welcher Prägung auch immer dienen? Paradiese sind in meinen Augen wie Wahrheiten. Sie können an sich nur im Plural existieren. Man sollte mit Menschenliebe und Toleranz dafür eintreten, dass die Lebensumstände von möglichst vielen Menschen möglichst gut werden. Paradiesisch können sie wohl nie sein.

Fotohinweis: Karl Daniel (61), geboren in Wesel am Niederrhein, verheiratet, lebt in Duisburg und arbeitet bei einer Tageszeitung. Daniel sagt, seine humanistische Schulbildung habe ihn geprägt. Seit 1983 ist der Jurist Mitglied der Duisburger Freimaurerloge „Zur Deutschen Burg“.