VW und Conti
: Die Schnecke und die Heuschrecke

Schön, wenn es einem derart auf dem Silbertablett serviert wird: Auch in der globalisierten Weltwirtschaft gibt es Optionen. Zwei der größten Industrieunternehmen Norddeutschlands gehen gegensätzliche Wege. Continental verleibt sich immer größere Weltmarktanteile ein und steigert gleichzeitig seinen Gewinn um mehr als ein Viertel. Aber am Stammsitz Hannover müssen wieder 300 Leute gehen. Das Gelaber von den „schmerzvollen Entscheidungen“ ist an Zynismus kaum zu überbieten.

Kommentar von Jan Kahlcke

„Schmerzvolle Entscheidungen“ stehen auch bei VW an. Der Konzern steckt in einer handfesten Krise. Die Privilegien der VW-Arbeiter, lange als Vorgeschmack auf ein postindustrielles Arbeiterparadies gehandelt, sind in der internationalen Konkurrenz nicht zu halten. Aber statt mit dem Rotstift durch den Konzern zu gehen, denkt man in Wolfsburg an den Erhalt von Standorten und peilt einen langsamen Gewinnzuwachs an.

Neben der im viel gescholtenen „System VW“ stark verankerten gewerkschaftlichen Mitbestimmung ist das der Beteiligung des Landes Niedersachsen zu verdanken. Sie sichert eine unternehmerische Restverantwortung, die den Conti-Bossen längst abhanden gekommen ist. Der Staat ist zwar kein guter Unternehmer. Aber als Teilhaber ist er nicht ganz schlecht.