Ovationen für Merkel

Zum Abschluss ihres US-Besuches erntet die Kanzlerin begeisterten Applaus beim American Jewish Committee

WASHINGTON taz ■ Es war zwar ein typisches US-amerikanisches Dinner mit Reden, aber eines mit historischer Bedeutung. Denn noch nie zuvor hatte ein deutscher Regierungschef auf einer so hochrangigen Veranstaltung des American Jewish Committee (AJC) eine Festrede gehalten. Doch die Kanzlerin kam gut an mit dem, was sie sagte, und erhielt Standing Ovations von den knapp 2.000 anwesenden Gästen. Gefeiert wurde das 100-jährige Bestehen des AJCs, der internationalen jüdischen Lobby, gesprochen wurde über die Israelpolitik. Angela Merkel betonte die besondere Verantwortung Deutschlands für Israel. Damit setzte sie am Donnerstagabend in Washington auch ein Zeichen für die weitere Aussöhnung zwischen den US-amerikanischen Juden und Deutschland.

Merkel sprach davon, dass die Sicherung des Existenzrechts Israels eine „unverzichtbare Konstante deutscher Außenpolitik“ sei. Mit harschen Worten wies sie in ihrer knapp halbstündigen Rede die wiederholten Äußerungen des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad zurück. Es sei „unerträglich und nicht hinnehmbar, wenn der iranische Staatspräsident das Existenzrecht Israels in Frage stellt“. In Anwesenheit ihres Tischnachbarn, US-Präsident George W. Bush, warb die Kanzlerin erneut für ein gemeinsames Vorgehen der internationalen Staatengemeinschaft zur Verhinderung einer iranischen Atombombe.

Ähnlich wie Bush, den Merkel am Mittwoch zu einem Gespräch im Weißen Haus getroffen hatte, bekräftigte Merkel ihre harte Linie gegen die radikalislamische Hamas, die seit den Wahlen in den Palästinensergebieten die Regierung stellt. Bush seinerseits bekräftigte erneut, dass die Hamas unter den gegebenen Voraussetzungen kein Gesprächspartner sei. Auch Merkel sagte, Hamas müsse zuvor das Existenzrecht Israels anerkennen, der Gewalt abschwören und alle Verträge mit Israel anerkennen.

Das AJC hatte die Bundeskanzlerin eingeladen, um seine Kontakte zu Deutschland zu intensivieren. 1906 von zwei deutschstämmigen Juden in Reaktion auf die Verfolgung von Juden in Russland gegründet, setzt sich das AJC seither für die Belange der Juden in aller Welt sowie für die Verteidigung der Bürgerrechte ein. An der Veranstaltung nahmen auch die ehemaligen Minister Joschka Fischer und Otto Schily teil. AW

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