Blairs Parteisoldatin im Außenamt

Damit hatte sie wohl selbst nicht gerechnet: Der britische Premierminister Tony Blair machte gestern bei der Kabinettsumbildung die bisherige Umweltministerin Margaret Beckett zur Außenministerin. Die 63-jährige hat in der Labour Party eine stetige Karriere gemacht, obwohl sie einige Rückschläge einstecken musste.

Beckett kam als Margaret Jackson 1943 in Ashton-under-Lyne zur Welt. Ihr Vater war Tischler. Ihre Mutter, eine Irin, erzog ihre Kinder streng katholisch. Margaret besuchte die Notre Dame High School für Mädchen in Norwich und studierte nach dem Abitur Hüttenkunde an der Universität von Manchester. Ab 1970 arbeitete sie für Labour als Forscherin im Bereich Industriepolitik.

Bei den Wahlen im Frühjahr 1974 kandidierte Beckett in Lincoln, unterlag jedoch knapp. Im Oktober desselben Jahres rief der damalige Labour-Regierungschef Harold Wilson erneut Parlamentswahlen aus. Diesmal gewann Beckett im selben Wahlkreis mit nur 421 Stimmen Vorsprung. 1976 wurde sie Staatsekretärin im Bildungsministerium, doch bei den Wahlen 1979, als Margaret Thatcher an die Macht kam, verlor sie ihren Unterhaussitz wieder. Kurz darauf heiratete sie den Labour-Funktionär Lionel Beckett und kam so zu zwei Stiefsöhnen.

1980 stieg die damals noch zum linken Flügei zugehörige Beckett in den Parteivorstand auf, und nach vier Jahren Arbeit als Journalisten beim Fernsehsender Granada errang sie 1983 erneut einen Sitz im Unterhaus, diesmal im Wahlkreis Derby. Kaum im Parlament, orientierte sie sich nach rechts. Sie unterstützte nun Parteichef Neil Kinnock gegen die Traditionalisten in den Reihen Labours. Zur Belohnung nahm Kinnock sie 1988 ins Schattenkabinett auf. Sein Nachfolger John Smith machte sie 1992 zur Vizeparteichefin.

Nach Smith’ plötzlichem Tod 1994 war sie vorübergehend Parteichefin und Oppositionsführerin, landete bei der Wahl zur Smith-Nachfolge aber nur auf dem dritten Platz hinter Tony Blair und John Prescott. Als Labour 1997 an die Macht kam, wurde Beckett Ministerin für Handel und Industrie. 2002 äußerte sie sich kritisch über den bevorstehenden Irakkrieg, aber ein Jahr später bei der Abstimmung stimmte sie dafür. Nach den Wahlen 2001 machte Blair sie zur Umweltministerin, sie bekam jedoch den Beinamen „Minister for air miles“, als herauskam, dass sie innerhalb von zwei Jahren 134 Dienstflüge mit insgesamt mehr als 150.000 Kilometern unternommen hatte. Ihre letzte Kampagne als Umweltministerin war der Versuch, den Auftritt wilder Tiere im Zirkus verbieten zu lassen. Nun bekommt sie es als Außenministerin mit George Bush und Angela Merkel zu tun. RALF SOTSCHECK