Die Blockade ist gelöst

Rot-Weiß Essen steht vor dem Comeback im Profifußball. Nach dem 2:0 gegen den FC St. Pauli fehlt noch ein Sieg zum Aufstieg in die zweite Liga. Das Ergebnis freut dabei nicht nur die RWE-Fans

„Ich will die Essener nicht mehr in der Regionalliga sehen“, sagte Gäste-Trainer Andreas Bergmann

AUS ESSENHOLGER PAULER

Für die Sicherheit im Essener Norden war gesorgt. Unwissende hätten glauben können, dass das Land Nordrhein-Westfalen am Samstag einen Probelauf für die Fußball-Weltmeisterschaft abgehalten hätte. Polizisten in Uniform und in zivil säumten das alles andere als WM-taugliche Georg-Melches-Stadion. Der Grund waren weniger etwaig befürchtete Auseinandersetzungen zwischen den Fans von Rot-Weiss Essen und dem FC St. Pauli. NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) hatte sich unter die gut 18.000 Zuschauer der Drittliga-Partie gemischt. Er sei aber in erster Linie aus „sportlichem Interesse“ vort Ort gewesen, so Wolf. Und der 2:0-Erfolg der Essener motivierte den ehemaligen Hockey-Spieler zu einer weiteren Aussage: „In der nächsten Saison komme ich wieder.“ Der Liberale ist Fan des bald wieder zweitklassigen 1. FC Köln.

Die Worte sollten ihre Gültigkeit behalten. Sieben beziehungsweise neun Punkte beträgt der Vorsprung der Essener auf den VfB Lübeck und Holstein Kiel. Am kommenden Wochenende kann RWE zusehen, wie die beiden Verfolger mit der Last umgehen. Sollten beide nicht punkten, können die spielfreien Essener bereits feiern. Andernfalls benötigen sie noch drei Punkte aus einem der letzten beiden Spielen. „Ich bin sicher, dass sich unsere Spieler die Butter nun nicht mehr vom Brot nehmen lassen“, sagte Trainer Uwe Neuhaus nach dem Spiel.

Dass es so weit kommen konnte, hatten die Essener auch den Gästen aus Hamburg zu verdanken. Bei 30 Grad leisteten sie keinen Widerstand. „Ich wünsche RWE nun den verdienten Aufstieg, will die Essener auch nicht mehr in der Regionalliga sehen, denn sonst besteht ja die Gefahr, dass sie wieder einen Aufstiegsplatz blockieren“, lieferte Gäste-Trainer Andreas Bergmann den launigen Soundtrack zum einseitigen Spiel. Nach Toren von Ex-St. Pauli-Spieler Holger Wehlage (18.) und Ali Bilgin (29.) war das Spiel früh entschieden. In der Folge genossen beide Teams das sonnige Wetter und die leichte Brise. Der vor vielen Jahren erfolgte Abriss der alten Westtribüne begünstigte das Klima.

Nach dem Abstieg in der vergangenen Saison kehren die Essener nun wieder in die Zweite Bundesliga zurück. Die seit vielen Jahren erhoffte Etablierung im Profifußball soll nun endgültig gelingen: In der Schublade des RWE-Präsidenten und SPD-Bundestagsabgeordneten Rolf Hempelmann liegen seit gut acht Jahren die Pläne für ein neues Stadion. „Um endlich die Lücke zum MSV Duisburg und dem VfL Bochum zu schließen“, hatte Hempelmann vor Jahren einmal gesagt. Auf den Trikotärmeln prangt das Logo zur „Kulturhauptstadt Europas 2010“. Es ist angerichtet, im Zentrum des Ruhrgebiets.

Dennoch denken die Verantwortlichen dreigleisig. RWE begrüßt zum Beispiel die vom Deutschen Fußballbund geplante Einführung der Dritten Profiliga zur Saison 2008/2009. „Das haben wir seit Jahren gefordert“, sagte Rolf Hempelmann vergangenen Woche zur taz. Wohl auch mit Blick auf die Zukunft. Falls es mal wieder runter geht und die Gegner Oberhausen oder St. Pauli statt Köln heißen. Nicht nur Ingo Wolf und Andreas Bergmann würden dies bedauern.