rekordmeister
: Brötchen backen

Es war ein Jahr der Rekorde. 1987 gewann der FC Bayern zum zehnten Mal die deutsche Fußballmeisterschaft. Endlich waren die Münchner alleiniger Rekordmeister. Bis dato mussten sie sich den Ehrentitel mit dem 1. FC Nürnberg teilen. Auch der damalige Trainer Udo Lattek stellte in jenem Jahr eine neue Bestmarke auf. Er hatte zum achten Mal in seiner Laufbahn eine Mannschaft zum Meistertitel geführt. Und dennoch wollte so recht keine Freude aufkommen in München. Denn das wichtigste Spiel des Jahres hatten die Bayern verloren. Siegessicher waren Spieler und Stab nach Wien gefahren, wo am 27. Mai das Endspiel des Europapokals der Landesmeister stattfand. Das 1:2 im Finale gegen den FC Porto hinterließ tiefe Spuren in der Mannschaft.

Vier Tage später mussten die schlappen Bayern beim FC Homburg antreten. Als Tabellenführer erreichten sie ein 2:2 beim Abstiegskandidaten aus dem Saarland. Drei Spieltage später war die Saison zu Ende. Bayern war Meister geworden – vor dem Hamburger SV. Und ganz so wie im Jahr der 20. Meisterschaft herrschte auch damals schon Ratlosigkeit an der Isar. Udo Lattek war frustriert. „Das war die bitterste Niederlage meiner Karriere“, hatte er nach dem Finale von Wien gesagt. Und: „Ich muss mir gratulieren, dass ich aufhöre.“ Die Bayern planten einen Neuaufbau. Jupp Heynckes wurde als Trainer verpflichtet – nicht um Meisterschaften zu gewinnen, sondern um endlich einmal wieder den Landesmeisterpokal an die Isar zu holen. Drei Jahre nach dem Finale von Wien versprach Heynckes den Bayern-Fans bei der Meisterfeier auf dem Marienplatz den Europapokal. Er scheiterte.

Als gescheitert galt in den Augen vieler auch Felix Magath. Er hat in zwei Jahren vier Titel gewonnen, vier nationale. In der Champions League sind die Bayern zweimal früh gescheitert. Sie waren chancenlos. Fast scheint es, als hätten sie resigniert an der Isar. Bayern-Manager Uli Hoeneß sprach am Tag des Titelgewinns davon, dass in Zukunft „kleinere Brötchen“ gebacken werden in München. „Vielleicht schaffen wir einmal eine Überraschung“, fügte er an. Am Tag, als die Bayern Meister wurden, haben sie sich selbst verabschiedet aus dem Kreis derjenigen, die sich zu den ganz Großen zählen in Europa. Kein Wunder, dass da der Jubel nicht allzu laut ausfällt. Nur Felix Magath mag still in sich hinein gelacht haben. Mehr als nationale Titel werden offenbar nicht erwartet von ihm.

ANDREAS RÜTTENAUER