die taz vor acht jahren zur fusion von daimler-benz und chrysler
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Die Fusion von Daimler-Benz und Chrysler zu einem Unternehmen ging schnell und reibungslos über die Bühne: ohne langwierige Verhandlungen und ohne öffentliches Feilschen. Kein Wunder, daß es aus den Reihen von CDU und SPD sogleich anerkennend hieß, daß die Übernahmeverhandlungen die Stärke der deutschen Autoindustrie zeigen würden. Vor allzu schnellem Jubel sollte nachgedacht werden. Auf dem Papier wirkt es natürlich fabelhaft – die künftige Daimler-Chrysler AG wird in einer Liga mit den Riesen General Motors, Ford und Toyota spielen.

Doch wenn der Daimler-Chef Jürgen Schrempp von „Kostenvorteilen“ in Höhe von fünf Milliarden Mark pro Jahr spricht, dann sollten bei den Gewerkschaften die Alarmglocken läuten. Denn irgendwo wird dieses Geld ja eingespart. Vielleicht nicht bei den Montagebändern selbst, an Entlassungen in den Fabriken ist wohl die nächsten ein, zwei Jahre wirklich nicht zu denken. Doch wenn die Einkaufsabteilungen zusammengelegt werden, dann erhalten dort nicht nur einige Manager ihre Kündigungen. Da werden auch die Margen der Zulieferer gedrückt.

Die Gewerkschaften sind in einem Dilemma: Sie sind zwar sei Daimler und Chrysler stark organisiert. Bei Daimler sitzen sie sogar im Aufsichtsrat und können damit gegen die Fusion stimmen. Doch wie sollen sie neben Beschäftigungsgarantien in ihren Konzernen auch noch einen Schutz für die Arbeiter der Zulieferer aushandeln? Das würde einen erstaunlichen Grad von Solidarität erfordern und paßt auch so gar nicht in das derzeitige Klima der Globalisierung. Die deutschen und US-Funktionäre der Gewerkschaften haben genug zu tun, ihre unterschiedlichen Taktiken aufeinander abzustimmen.

Reiner Metzger, 8. 5. 1998