„Einige Anbieter überleben“

LANGSTRECKE Günstige Preise und ein umkämpfter Markt: VCD-Verkehrsexpertin über Fernbuslinien

■ 63, ist Referentin für Verkehrspolitik beim ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin. Foto: Andreas Labes

taz: Frau Tischmann, in Hamburg wächst der Fernbusmarkt. Ab heute bieten auch ADAC und Deutsche Post Verbindungen an. Wie klimafreundlich sind Fernbusse eigentlich?

Heidi Tischmann: Der Fernlinienbus ist neben der Bahn eine gute Möglichkeit für Menschen, umweltfreundlich im Fernverkehr unterwegs zu sein. Die wahren Umweltverschmutzer sind Flugzeuge und private Autos. Natürlich hängt die Umweltfreundlichkeit der Busse von ihrer Auslastung ab.

Sind Fernbusse eine ernste Konkurrenz für die Schiene?

Sicherlich wechseln einige Menschen von der Bahn zu den Fernbussen, allein weil es deutlich preiswerter ist. Aber eine größere Konkurrenz sind sie für Mitfahrzentralen, weil gerade junge und preissensible Menschen die Busse nutzen. Die Unternehmen können aber auch neue Fahrgäste gewinnen – wie ältere Menschen, die bei längeren Fahrten ihr Auto stehen lassen oder einfach ungern Bahn fahren.

Für 19 Euro nach Berlin oder gar ab sieben Euro ins Ruhrgebiet fahren – wie können die Busbetreiber solche Preise anbieten?

Der Fernbusmarkt ist erst zu Beginn dieses Jahres liberalisiert worden und entwickelt sich noch. Alle Unternehmen, die jetzt auf den Markt drängen – und das sind einige –, wollen ein Stück vom Kuchen abhaben. Die Fahrpreise sind wegen der starken Konkurrenzsituation jetzt erst einmal niedrig. Die Unternehmen werden die günstigen Preise aber nicht auf Dauer halten können.

Gehen die Preise zu Lasten der Angestellten?

Nein. An den Busfahrern und den Bussen wird nicht gespart. Die Unternehmen verdienen momentan nur wenig an den Fernlinienstrecken. Gerade wenn nun so große Unternehmen wie ADAC und die Deutsche Post in den Markt einsteigen, werden wohl nicht alle Anbieter überleben. Es ist zu befürchten, dass dies gerade die kleinen und mittelständischen Betriebe treffen wird.

Warum haben gerade ADAC und Deutsche Post bessere Aussicht auf Erfolg?

Dass die Post ein deutschlandweites Netz an Filialen besitzt, in dem sie Fahrkarten verkaufen kann, verschafft dem Unternehmen einen Vorteil vor der Konkurrenz.

Sind die Fernbusse eine Alternative für Menschen mit Handicap?

Bis zum Jahr 2019 müssen alle Fernbusse barrierefrei sein – viele sind es heute schon. Auch die Mitnahme von Fahrrädern ist meist unkompliziert. Oft gibt es sogar WLAN.  INTERVIEW: REA