Der Unverdrossene

Ob an ihm ein Handwerker verloren gegangen ist? Geerd Dahms, Hamburger Denkmalschützer, lacht. Ja, es stimme, er habe über Bauhandwerk promoviert, kenne sich mit Materialkunde aus. „Aber wenn ich am Computer tippe, kommt mehr heraus.“

Dahms ist ein freundlicher Zeitgenosse, der viel zu erzählen hat, ist er doch der einzige öffentlich bestellte Denkmalsachverständige Deutschlands. Da reist er viel herum, wird von Behörden, Firmen, Privatleuten gebeten zu begutachten, ob ein Haus abgerissen werden kann. Nicht immer zählt dabei das Äußere: Auch die Geschichte kann Kriterium sein – wie neulich bei einem Siebzigerjahre-Bau in einer mittelalterlichen Stadt: Es war das erste mit Bürgerbeteiligung geplante Gebäude.

Das mit der Partizipation war auch persönlich wichtiges Movens für Geerd Dahms: Anfang der 1980er-Jahre hatte der Kulturhistoriker mit Freunden die Speckenhäuser in Hamburg-Bergedorf besetzt – Handwerkerhäuser von 1674, die einer Tiefgarage weichen sollten. „Nach zwei Jahren wurde geräumt. Das war der Beginn unserer ,Initiative zur Erhaltung historischer Bauten‘.“

Schade findet er, dass vor allem Gebäude der Reichen erhalten blieben, die mit teurerem, haltbarerem Material bauen konnten. Wenige Domizile der Ärmeren existieren noch; einige davon im Hamburger Gängeviertel, das eine Künstlerinitiative vor einigen Jahren der Stadt abtrotzte. Von ihm – und zwei weiteren Gängevierteln der Hamburger Neustadt handelt Dahms’ neues Buch, das in wenigen Tagen erscheint und schon das zweite seiner Art ist: Der Vorläuferband handelt von Hamburgs Altstadt-Gängeviertel, von dem nichts blieb. Und dieser Schwund hält an: Auch wenn er als Sachverständiger die Denkmalschutzämter überzeugen könne, würden die Gebäude oft später abgerissen, sagt er. Lässt er sich davon entmutigen? „Nein. Wir in Bergedorf sagen immer: Die Geschichte des Denkmalschutzes ist eine Geschichte der Niederlagen. Aber ich höre doch nicht auf zu kämpfen!“  PS