Göttinger Arbeitskreis und Antifa „M“

Die Bespitzelung linker Gruppen hat in Göttingen Tradition. Schon 1977, zu Hochzeiten der Anti-AKW-Bewegung, schleuste das niedersächsische Landeskriminalamt zwei Beamte in den Arbeitskreis gegen Atomenergie ein. In den 90er Jahren stand vor allem die „Autonome Antifa (M)“ im Visier des Staatsschutzes. Nach Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und Linken ermittelte die Polizei wegen Bildung/Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Um an Namen zu kommen, putzte der Staatsschutz mit „Lichtbildmappen“ bei Göttinger Nazis Klinken und forderte sie auf, ihnen bekannte Antifas zu identifizieren. Zeitgleich rollte eine bis dahin unbekannte Maschinerie an: Videokameras und Richtmikrofone, Überwachung von Post und Telefon, Mitbewohnern, Nachbarn und Freunden. Auch Grünen-Abgeordnete und Gewerkschafter waren betroffen – mehr als 10.000 Telefonate wurden abgehört. Als es später zum Prozess kam, nutzten die Daten nichts: die Angeklagten hatten Alibis. RP