Labor für eine bessere Welt

Bei einem Kongress tauschen sich Vertreter aus Kunst, Bürgerinitiativen, Wirtschaft und Verwaltung über sozial gerechte und ökologische Lebensformen aus. Konkrete Ergebnisse sollen noch folgen

von Nina Apin

Neue kulturelle Lebensformen entwickeln, die soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung verbinden. Mit diesem hochgesteckten Ziel trafen sich am Wochenende 25 Akteure aus verschiedensten Gesellschaftsbereichen erstmals zu einem zweitägigen Austausch. Das gemeinnützige „und.“-Institut für Kunst, Kultur und Zukunftsfähigkeit hatte die Frage gestellt, wie nachhaltig Kunst sein könne und wie man die kreativen Ressourcen der Stadt intensiver nutzen könne. Unter dem die Antwort vorwegnehmenden Motto „Culture is it!“ hatte es Vertreter aus Kultur, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Bürgerinitiativen in der Akademie der Künste geladen.

Eigentlich sollten erste Resultate schon am Montag präsentiert werden, doch das wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Ergebnisse seien zu komplex, hieß es. Kein Wunder, bei dem Thema: „Nachhaltigkeit“ ist ein weitreichendes Konzept, das alle Lebensbereiche umfasst und für jeden etwas völlig anderes bedeutet. So ging es beim Kongress nicht um künstlerisch angehauchte Ökologie, sondern um die gemeinsame Entwicklung kreativer Initiativen, die langfristig gesellschaftliche Veränderungsprozesse anstoßen sollen.

Da reicht ein zweitägiger Austausch kaum aus. Initiatorin Hildegard Kurt wertet den Kongress trotzdem als Erfolg: „Wir sind im Gespräch in ungeahnte Dimensionen vorgedrungen. Jetzt brauchen wir etwas Zeit, um unseren Ansatz zu vertiefen“, sagt sie.

Schon vor anderthalb Jahren lud die Akademie zu einem Kongress zum Thema Kunst und Nachhaltigkeit. Bleibende Ergebnisse aber fehlten. „Es gelang nicht, die Verbindung der Themen Kunst, Kultur und Nachhaltigkeit vertiefend zu betrachten“, erinnert sich Dorothea Kolland, Leiterin des Neuköllner Kulturamts. „Culture is it!“ stellte sie dagegen zufrieden: „Es war sinnvoll, das Thema Kunst und Nachhaltigkeit einmal über Verwendung nachhaltiger Materialien hinaus zu diskutieren und statt dessen Kunst und Zukunft zusammenzubringen.“

Die größte Leistung des Kongresses war der Anstoß einer Debatte, die es in Berlin nach Ansicht vieler Teilnehmer so noch nicht gegeben hat: Künstler, bezirkliche Einrichtungen, Wirtschaftsvertreter und Bürgerinitiativen diskutieren gemeinsam über die Zukunft der Stadt. Für Livia Patrici, die mit ihrem Tanzprojekt „TanzZeit“ an Schulen aktiv ist, war es wichtig, zu sehen, dass auch Politik und Verwaltung an Veränderung interessiert seien. „Mein Tanzprojekt ist kreative Bildung. Und die wird auch zunehmend in der Wirtschaft gefordert“, sagt Patrici. Bisher fiel sie mit ihrem übergreifenden Ansatz durch sämtliche Förderkriterien. Nun gründete sie eine Arbeitsgruppe, die zwischen Kreativprojekten und politischen Zuständigkeiten in Senat und Ministerien vermitteln will.

Auch Peter Strunk vom Wirtschaftsförderverein Wista begrüßt die begonnene Arbeit: „Es ist nötig, dass sich Künstler und andere Akteure – wie auch die Wirtschaft – vernetzen.“ Gleich drei Arbeitsgruppen wollen nun über kreative Bildung sowie weitergehende Vernetzung nachdenken. Konkretere Ergebnisse könne es noch gar nicht geben, erklärt Teilnehmer Stefan Horn vom Stadtkunstverein „Urban Dialogues“: „Nachhaltigkeit braucht Zeit, die kreative Zukunft Berlins kann man nicht in zwei Tagen entscheiden.“