Höfisch höflich

„Albert von Monaco – Der unbekannte Fürst“ ist eine wirre Doku über einen braven Exprinzen (20.15 Uhr, Phoenix)

Wenn Mädchen vom Prinzen träumen oder Jungs davon, als ebendieser die Welt zu erobern, dann denken sie kaum an einen wie Prinz Albert von Monaco. Ein brav anmutender Mittvierziger, der sagt: „Ich weiß nicht, warum es ein Fehler sein soll, höflich und respektvoll zu sein.“ Das weiß der Zuschauer dieser Wirr-Doku auch nicht, aber die Macher Thibaut und Régis Faucon müssen viel Kraft in diesen Worten gehört haben. „Höflichkeit und Respekt“, lassen sie aus dem Off folgen, „das sind die Markenzeichen dieses aufmerksamen Sohnes, der gerade auf seinen Vater wartet.“ Auf so viel Schleim rutscht der nächste Gedanke der Hofberichterstatter voll aus der Bahn: „An sich kein besonderes Ereignis. Außer wenn der Sohn Albert von Monaco heißt und der Vater Rainier.“

Es ist nun nicht so, dass man gar nichts erführe über diesen neuen Regenten eines der kleinsten Staaten der Erde. So hört man, dass er auf Madonna und Phil Collins steht und einst Percussion spielte. Den Monarchen auf einem abgerockten Bolzplatz mit Freunden kicken zu sehen ist ein unbekanntes Bild und es muss den Filmemachern hoch angerechnet werden, dass sie den Prinzen mit den Gerüchten über seine vermeintliche Homosexualität ebenso konfrontiert haben wie mit dem Vorwurf, in Monaco würden die Schurken dieser Welt ihr Geld waschen. Dass dabei die Begriffe „Geldmaschine“ und „Geldwäsche“ fröhlich durcheinander purzeln und Prinz Alberts Aussage „Ich wäre in diesem Fall absolut kompromisslos“ ohne Nachfrage, was das heißt, stehen gelassen wird, sind Beispiele für Schludrigkeit im Handwerk – oder vielleicht schlichtes Unvermögen? Dies wirft erneut die Frage nach Qualitätsstandards und -kontrollen der Öffentlich-Rechtlichen auf.

So fehlt bereits von Beginn an die Zuschauerführung, zum Beispiel ein Hinweis darauf, was es mit der Stiftung „Prinzessin Gracia“ in New York auf sich hat, auf der Albert „Freunde und Familie“ trifft – wieso Familie? Ist die nicht in Monaco? Als der Prinz einen New Yorker Nachtclub betritt, eine Treppe hinaufgeht und bei Tageslicht über den Dächern des Fürstentums ankommt, ist die Verwirrung komplett. Auch dass Woody Allen als Gast des Roten-Kreuz-Balls sagt, er sei aufgeregt, schließlich sei er das erste Mal in Monaco, und später als Stammgast des Balls bezeichnet wird, komplettiert das Bild der Filmemacher als Dilettanten.

Vielleicht tut man Thibault und Régis Faucon auch Unrecht und der große Ramsch ist das Ergebnis fehlerhafter Übersetzung. Die Freunde der Bonmots zumindest werden auf ihre Kosten kommen. Nicht nur, dass Albert „das Paradebeispiel eines reisenden Monarchen“ ist. Nein, „der Sportler Albert feiert gern. Auch wenn er früh am nächsten Morgen über den Atlantik fliegen muss.“ SILKE BURMESTER