Christian fegt übers Land

STURMSCHÄDEN

Meteorologisch betrachtet war der Sturm Christian, der zu Beginn der Woche über Norddeutschland wütete, ein Schnellläufer. Das heißt, dass sein Kern sich sehr schnell bewegt hat – mit rund 100 Stundenkilometern. Die stärkste Einzelböe wurde mit 172 Stundenkilometern in St. Peter Ording gemessen. Gestartet als normales Tief über dem Westatlantik saugte Christian erst Reste des ehemaligen Tropensturms Lorenzo an und nahm durch die Begegnung mit dem Tief Burkhard zusätzlich Fahrt auf.

Praktisch gesprochen legte Christian in Teilen Norddeutschlands den Zug- und S-Bahnverkehr lahm, kappte die Stromversorgung, stürzte zahllose Bäume und deckte Dächer ab. Allein in Schleswig-Holstein war die Polizei über 3.600 mal im Einsatz, in Hamburg rückte die Feuerwehr bis Montagabend knapp 2.000 Mal aus. Zeitweise gab es dort 400 Notrufe pro Stunde. Zwei Menschen starben, zwei weitere wurden verletzt.

An zahlreichen Schulen fiel am Dienstag der Unterricht aus, die Zugausfälle machten vielen Pendlern das Leben schwer. So war die Strecke zwischen Hamburg und Kiel gesperrt. Im Nahverkehr fielen die Züge zwischen Hamburg-Eidelstedt und Elmshorn, Kiel und Flensburg sowie Neumünster und Flensburg aus.

In den Wäldern der Kreise Nordfriesland, Schleswig-Flensburg und Rendsburg-Eckernförde ist das Betreten nun verboten – allerdings ist an Waldkindergärten gedacht worden, für die es eine Sonderregelung gibt. Die Landesforste gehen davon aus, dass es ein bis zwei Wochen dauert, bis die Wälder wieder betreten werden dürfen. Die Behebung aller Schäden könne ein halbes Jahr dauern.

Vor einigen Versicherungsagenturen standen die Kunden in Schleswig-Holstein Schlange. Die Provinzial in Kiel geht für Schleswig-Holstein von Schäden im zweistelligen Millionenbereich aus, die Feuerkasse Hamburg schätzt etwa fünf Millionen Euro Schaden für die Stadt. Entwarnung geben dagegen die Meteorologen: Sie gehen derzeit nicht von einem besonders sturmreichen Herbst aus.  GRÄ