WAS MACHT EIGENTLICH ... der Motorradfahrer?
: Lärm, Lärm, Lärm

Schon gemerkt? Die Ohrenpest ist wieder da. Mit steigenden Temperaturen breitet sich das akustische Ärgernis rasant aus, mit Vorliebe dort, wo sich breite Straßen kreuzen. Brutalstmögliches Geheul bohrt sich tief ins Innenohr des Passanten. Schneller als man „Scheiße“ schreien kann, hat sich der Verursacher, ein auf eine Höllenmaschine montierter, in schwarzem Leder Vermummter, vom Tatort entfernt und lauert vor der nächsten roten Ampel.

Motorräder sind eine Plage – wenn sie nicht gerade geparkt sind. Das heißt, man könnte sie auch leiser fahren. Aber auf laut stehen sie nun mal, die „Biker“. Es bereitet ihnen Genugtuung, mit einer simplen Handbewegung und in Sekundenbruchteilen die Nerven Tausender zu überdehnen – in einem Radius von vielen hundert Metern. So was schafft kein anderes Verkehrsmittel.

„Dass eine solche Infamie in Städten geduldet wird, ist eine große Barbarei und eine Ungerechtigkeit“, schrieb einst Arthur Schopenhauer. Dabei musste der Philosoph zeit seines Lebens nie einem Motorrad begegnen – er geißelte ein vergleichbares Übel seiner Zeit: den Peitschenknall. Und hatte dabei eine recht genaue Vorstellung davon, was mit den Lärmverursachern zu geschehen habe: „Dass nun aber ein Kerl, der, (…) auf einem losen Karrengaul die engen Straßen einer volkreichen Stadt durchreitend, mit einer klafterlangen Peitsche aus Leibeskräften unaufhörlich klatscht, nicht verdiene sogleich abzusitzen, um fünf aufrichtig gemeinte Stockprügel zu empfangen, das werden mir alle Philanthropen der Welt (…) nicht einreden.“

So weit kam es natürlich nie. Fieser Straßenlärm wird bis heute von der Mehrheitsgesellschaft schicksalsergeben hingenommen. Bleibt nichts weiter, als auf die technologische Ablösung des Motorradunwesens zu warten. Oder – horribile dictu – auf den Winter.  CLP
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