Wer wenig duscht, zahlt drauf

Nach ihren Preiserhöhungen verbuchen die Wasserbetriebe satte Gewinne. Dabei verbrauchen die Berliner im Durchschnitt immer weniger Wasser: 116 Liter täglich

Die gute Nachricht: Das Duschen wird in diesem Sommer nicht schon wieder teurer. Die schlechte: Schon im nächsten Jahr könnte es so weit sein. Um das zu verhindern, bleibt den Berlinern – spinnt man die Argumentation der Wasserbetriebe fort – nur eines: möglichst viel duschen! Denn nach Ansicht der Wasserbetriebe führt der stetig sinkende Wasserverbrauch in Berlin zu steigenden Preisen, weil der wachsende Aufwand für das Rohr- und Kanalsystem auf weniger Kubikmeter umgelegt werde. Allerdings brachte der Teilverkauf der Wasserbetriebe, den der schwarz-rote Senat Ende der 90er-Jahre beschloss, eine wenig erfrischenden Situation hervor: Den Käufern, die Konzerne Veolia und RWE, ist nämlich eine Rendite garantiert – und die Berliner müssen zahlen.

Nach den Preissteigerungen der vergangenen Jahre ging es den Wasserbetrieben 2005 gut. Trotz niedrigeren Wasserverbrauchs stieg der Umsatz von 1,057 Milliarden Euro auf 1,104 Milliarden. Der Jahresüberschuss betrug knapp 85 Millionen Euro gegenüber rund 62 Millionen Euro im Vorjahr. Im Durchschnitt verbrauchte jeder Berliner 116 Liter Wasser täglich, 2004 war es noch ein Liter mehr.

Die Entwicklung der Wasserpreise illustriere die „Katastrophe der Privatisierung“, kritisierte der Linkspartei.PDS-Finanzexperte Carl Wechselberg gestern. Der Teilverkauf habe zu einer Rundum-sorglos-Konstruktion für die Investoren geführt; die Kosten hätten die Bürger zu tragen. Die Lehre müsse sein, Unternehmen der Daseinsvorsorge nicht zu veräußern. Die Linkspartei.PDS, die gemeinsam mit der SPD regiert, denkt daran, die Wasserbetriebe zurückzukaufen – trotz knapper Kassen. Das Vorhaben sei aber „ausgesprochen schwierig“, so Wechselberg. Denn Voraussetzung sei, dass die Investoren verkaufen wollen.

Auch die SPD will prüfen, ob es „möglich und sinnvoll“ sei, die Wasserbetriebe in öffentliches Eigentum zurückzuführen, so der Umweltexperte der Sozialdemokraten, Daniel Buchholz. Dies lasse sich aber „nicht von heute auf morgen“ realisieren, zumal Berlin in einer Haushaltsnotlage sei. ROT