Die auffällige Ost-West-Linke

Caren Lay fällt auf Parteitagen der Linkspartei auf. Sie ist meist eleganter angezogen als ihre GenossInnen, die eher Jeans und Alltagskleidung tragen. Lay bevorzugt geschmackvolle, ausgesuchte Kleidung. Ein Dresscode, der eher auf grüne Parteitage passt. Nun wird sie Bundesgeschäftsführerin der Linken. Lay und der Gewerkschafter Werner Dreibus sollen das tun, was bisher Dietmar Bartsch tat: Wahlkämpfe organisieren, die Partei nach außen vertreten, nach innen integrieren. Eine Schlüsselstellung: 2011 stehen sechs Landtagswahlen an, auch muss das Duo die Debatte um das Grundsatzprogramm organisieren.

Lay ist 37 Jahre und eine Bildungsaufsteigerin. Ihr Eltern sind Arbeiter, sie war die Erste in der Familie, die studierte. Qualifiziert hat sie für dieses Amt auch ihre doppelte West- und Ostbiografie. Sie stammt aus Rheinland-Pfalz und ist in Auftreten und Gestus eine libertäre Westlinke. Ihre politische Karriere machte sie indes in Sachsen. 2004 trat sie, aus Protest gegen die Agenda 2010, in die PDS ein und war fünf Jahre lang Abgeordnete im Sächsischen Landtag, auch als parlamentarische Geschäftsführerin der Linkspartei. Lays steiler politischer Aufstieg verlief am Ende allerdings unverhofft. Für den Job als Bundesgeschäftsführerin hat sie sich nicht beworben. Sie wurde dazu zu ihrer Überraschung in einer langen Krisensitzung der Landeschefs Ende Januar auserkoren. Diese Besetzung ist ein Baustein in einer genau zwischen Fundis und Pragmatikern, Ost und West austarierten Machtbalance. Lay gehört zum pragmatischen Flügel „Forum demokratischer Sozialismus“ (FdS). Werner Dreibus wurde in Rostock mit 82 Prozent gewählt, sie bekam nur 69. Das zeigt, dass vor allem westliche Genossen Leute wie Lay mit ihrer Sympathie für rot-rot-grüne Bündnisse nicht sonderlich schätzen. STEFAN REINECKE