Schneller als die Straße erlaubt

Ab dem ersten Juni fahren Velotaxen in Düsseldorf, später auch in Köln und Städten im Ruhrgebiet. In einigen Jahren sollen KundInnen die Edel-Rikschas kostenlos nutzen können – schon heute werden Menschen in Tokio und Prag umsonst kutschiert

von ANNIKA JOERES

In Japan und Litauen gehören sie zum alltäglichen Straßenbild, in der Landeshauptstadt fallen sie ab dem ersten Juni auf: Die Berliner Velotaxen starten dann in Düsseldorf, Köln und das Ruhrgebiet sollen folgen. Für ein paar Euro werden Menschen bequem im Radanhänger durch die Stadt transportiert. „Oft sind wir schneller als die Autotaxen“, sagt Cesary Machalski, Leiter der „Gesellschaft für Kommunikation und intelligente Mobilität“ in Düsseldorf. Die Weltmeisterschaft soll den ersten Kundenschwung bringen.

In NRW betritt sein Unternehmen Neuland: Bisher ziehen nur vereinzelte Privatleute bei Gelegenheit ihr Rad aus der Garage. In Berlin war Velotaxi in diesem Jahr mit 80 Rikschas am Start. Insgesamt seien zwischen März und Oktober in der Hauptstadt etwa 500.000 Fahrgäste befördert worden. In Düsseldorf sollen bis zu 15 Rikschas fahren, von morgens bis abends, auch im Dunkeln. Gerade bei überfüllten Straßen sind die kleinen Gefährte im Vorteil: Sie nutzen auch schon einmal den Bürgersteig oder kleine Parkwege und verhandeln gerade mit der Stadt, auch durch die Fußgängerzone kutschieren zu dürfen.

Noch vor zwei Jahren war der Transport auf Fahrrädern von Personen rechtlich umstritten: Damals hatte das Amtsgericht Leipzig einen 39 Jahre alten Mann aus der Messestadt zu einer Geldbuße von fünf Euro verurteilt, weil dieser im Sommer 2003 mit einer Fahrradrikscha und zwei Fahrgästen im Rahmen einer Stadtrundfahrt in den Innenhof der Thomaskirche fuhr und damit gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen habe. Später hob allerdings das Oberlandesgericht Dresden das Urteil wieder auf: Für Fahrradrikschas gelten andere Bestimmungen als für andere Verkehrsteilnehmer, der Personentransport ist grundsätzlich erlaubt.

Langfristig sollen die Taxen in Düsseldorf sogar kostenlos fahren: „Das ist unsere Vision 2010“, sagt Machalski. Zurzeit sucht er Sponsoren, die ihre Banner auf die Gefährte drucken können. In Großbritannien und Japan funktioniert der Deal schon: KundInnen steigen kostenlos in die Rikschas, die zu hunderten durch die Städte fahren.

Aber in Deutschland herrscht eine andere Mentalität: Die Rad-KundInnen hätten oft ein schlechtes Gewissen, erzählt Machalski. „Die bemitleiden uns dann und fragen oft, ob wir überhaupt noch Kraft hätten.“ Oder sie vermuten, der Fahrer würde zu einem Ein-Euro-Job gezwungen. Dabei sei das Fahren kein Problem – bis auf steile Straßenanstiege oder Brückenaufgänge. Und bis auf besonders schwer gewichtige KundInnen. Die FahrerInnen sind in der Mehrheit Studierende, die neben dem Lernen gerne auf dem Sattel sitzen. Das sei doch allemal besser als Geschirr zu spülen oder in der Hitze zu kellnern.

In den nächsten Monaten soll das Programm ausgebaut werden: auf Kulturfahrten können sich TouristInnen von Museum zu Museum bringen lassen, zu Sehenswürdigkeiten wie die Gehry-Bauten am Medienhafen oder zum Beispiel zur Oper. Auch in der Nacht wird getrampelt: Das Unternehmen ist im Gespräch mit Nachtclubbesitzern, die ihre oft alkoholisierten Gäste nach Hause bringen lassen wollen.

Und wo ist für die Velo-Fahrer das Kraft-Limit? Cesary Machalsky würde auf jeden Fall bis nach Köln oder Duisburg fahren. Nur nicht bis nach Bielefeld, wie viele Gäste immer wieder scherzen. „Diesen Witz müssen wir uns immer wieder anhören.“