Benjamin Moldenhauer empfiehlt
: Die Sterne

In der hiesigen Musiklandschaft sind „Die Sterne“ immer noch ein seltenes Phänomen – eine deutsche Band, die groovt. Vom Indierock klassischer Prägung hatten sich „Die Sterne“ gleich bei Bandgründung verabschiedet und lieber Soul und HipHop gehört. Das jüngst erschienene achte Album „Räuber und Gedärm“ rudert wieder ähnlich gelöst nach vorne wie die zweite Platte „In echt“ oder das großartige Debüt „Wichtig“. Spröde Grooves und herzliche Wucht nebst poppigen Melodien – eigentlich hätten „Die Sterne“ das Zeug zur Konsensband gehabt. Wohl aber verschrecken die vieldeutigen, reichlich assoziativen Textflüsse von Sänger Frank Spilker auch Wohlgesonnene.

Komisch eigentlich, kann man doch dankbar sein, wenn einen mal jemand nicht für schlichter hält, als man ist. Und so komplizierte Anliegen wie persönliche Befindlichkeiten in einem zwingenden Popsong wie „Aber andererseits“ zu besingen und dabei nonchalant die Grenzen der Mitteilbarkeit gleich mit zu reflektieren, ohne nach Proseminar oder larmoyantem Egokitsch zu klingen, das ist schon große Kunst. Oder, wie Jan Niklas Jansen in der Spex einen ähnlichen Gedanken prägnanter formuliert hat: „So beschwingt muss man dieser Sprache erst mal den Stock aus dem Arsch ziehen.“ Ein Konzert, bei dem man nicht mit identitärem Politkitsch gefüttert wird, sondern Texte vorgesetzt bekommt, die sich der Plakativität verweigern.

Keine Parolen, keine blöden, dafür aber solche Zeilen: „Komm hier noch einen auf die Herrschenden / und einen auf den Status Quo / die Zeit vergeht / während Du anfängst zu verstehen / sie vergeht nicht irgendwo / sondern auf deiner Haut / in Käfighuhnherzen / und wenn Du Pech hast unter Schmerzen.“

Samstag, 20 Uhr, Kulturzentrum Lagerhaus