DAILY DOPE (650)

War man stets der Meinung, Dopingmittel dienen nur der Leistungssteigerung, so scheint die Dopingfeldforschung nun Folgendes zu belegen: Die Schnellmacher und Muskelpusher wirken wohl auch antidepressiv, denn nach dem unfreiwilligen Ende der Dopingkur stürzen die Athleten regelmäßig in ein tiefes, tiefes Loch. Man kennt das von Marco Pantani (tot) oder Claudia Pechstein (nicht tot).

Auch der frühere Radprofi Michael Rasmussen hat nach seinem Ausschluss bei der Tour de France 2007 an einen Suizid gedacht. Sagt er jetzt. Die Gedanken seien in der „längsten Nacht“ seines Lebens gekommen. Der Däne hatte im Vorfeld der damaligen Frankreich-Rundfahrt mehrmals falsche Angaben über seinen Aufenthaltsort gemacht; nach seinem Etappensieg bei der Bergankunft auf dem Col d’Aubisque am 25. Juli 2007 war ihm der Gesamtsieg bei der Tour kaum mehr zu nehmen, aber sein Rabobank-Team nahm den Dänen auf Druck der Öffentlichkeit aus dem Wettbewerb.

Rasmussens Buch „Yellow Fever“ (frei übersetzt: Gelbfieber) erschien gestern mit zahlreichen Dopinganschuldigungen gegen Fahrer und Verantwortliche. Rasmussen räumt darin sogar ein, dass er Doping mit dem Blut seines Vaters betreiben wollte. Bei einer Analyse des Blutes seines Vaters Finn habe sich im Jahre 2003 aber herausgestellt, dass es nicht kompatibel mit dem Sohnemann ist. „Es fühlte sich an, eine Linie zu überschreiten“, sagte Rasmussen. Ach wirklich? TAZ