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: Weil sie es sich wert sind

Das ZDF fühlt sich nicht ernstgenommen und starteteine Wertedebatte. Sonst alles klar?

Was macht man als gebührenfinanzierter Sender, wenn man a) sonst nichts zu tun hat und sich b) in der Legitimationsfalle wähnt? Den Menschen sagen, was man wert ist. Und deshalb heißt das neue „Positionspapier“ des ZDF allen Ernstes: „Der Wert des ZDF für die Menschen in Deutschland“. Damit keiner mehr sagen kann, er habe es nicht gewusst.

„Mit dem Text beziehen wir in der Diskussion über die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland eindeutig Stellung“, sagte ZDF-Intendant Markus Schächter bei der feierlichen Entzündung seiner Positionslampe in Leipzig. Schade, dass Schächter da offenbar der salbadernden Enzyklika („Das ZDF […] unterscheidet sich von kommerziellen Angeboten durch den Wert, den es sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft erbringt.“) mehr zutraut als seinem Programm.

Doch der tiefe missionarische Ernst des Unterfangens ist wie der Auftrittsort des gebührenfinanzierten Apostels angebracht: Schließlich guckt Beitrittsdeutschland immer noch überwiegend privat. Und das bereitet dem „Qualitätsmarktführer“ (ZDF über ZDF) Qual und Pein.

Nur Spielverderber würden jetzt fragen, ob es nicht Wichtigeres gebe. Gibt es aber: Johannes „Air Berlin“ Kerners Werbekreuzzug hat Konsequenzen. Der ZDF-Fernsehratsvorsitzende Rupert Polenz fordert künftig eine „Genehmigungspflicht“ für derlei Unsinn. STEFFEN GRIMBERG