Panne in US-AKW

Bei einem Zwischenfall im Atomkraftwerk Prairie Island werden 100 Arbeiter radioaktivem Gas ausgesetzt

WASHINGTON taz ■ Bei einem Zwischenfall in einem US-amerikanischen Atomkraftwerk sollen in der vergangenen Woche rund 100 Arbeiter leicht verstrahlt worden sein. Das bestätigte die US-Atomaufsichtsbehörde erst vorgestern. In dem Kraftwerk Prairie Island im US-Bundesstaat Minnesota sei bereits am Montag vergangener Woche radioaktives Gas ausgetreten. Der Reaktor sei zu diesem Zeitpunkt bereits seit einer Woche wegen Wartungsarbeiten abgeschaltet gewesen. Behördensprecher Jan Strasma sagte, es sei kein Gas an die Außenwelt gelangt.

Nach Angaben des Unternehmens Nuclear Management Co., die das AKW betreibt, haben die Reparaturarbeiter Schutzanzüge getragen. Bei den meisten seien Strahlungswerte zwischen 0,1 und 0,2 Millisievert festgestellt worden – das entspreche der Radioaktivität einer zahnärztlichen Röntgenuntersuchung. Die höchste am Montag gemessene Dosis soll 0,17 Millisievert betragen haben. „Die Bestrahlung war gering und hat keine Konsequenzen für Gesundheit oder öffentliche Sicherheit,“ so Strasma. Die von seiner Behörde erlaubte Höchstdosis für Kraftwerksarbeiter beträgt 50 Millisievert pro Jahr, der deutsche Grenzwert liegt bei 20 Millisievert.

Die Arbeiter wurden sofort von der Anlage weggebracht und dekontaminiert, sagte Strasma. Erst danach hätten sie nach Hause gehen dürfen. Arline Datu, Sprecherin der Nuclear Management Co., sagte, die Arbeiter seien verstrahlt worden, nachdem sie das Innere des Reaktors betreten hatten. Während des Reaktorbetriebs sei das Gelände versiegelt. Am Montag seien aber Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten vorgesehen gewesen. Der Zwischenfall ereignete sich, weil radioaktives Jodgas nicht durch den vorgesehenen Kohlefilter geleitet wurde, sagte Datu. Der Kontakt mit hohen Dosen des Gases, das auch Jod-131 genannt wird, kann Schilddrüsenkrebs auslösen.

Die US-Atomaufsichtsbehörde betonte, dass die Anlage Prairie Island in Red Wing bislang keine Probleme dieser Art gehabt hätte. Es sei jedoch nicht ungewöhnlich, dass während Reparaturarbeiten kleinere Kontaminationen auftreten. Was Prairie Island allerdings ungewöhnlich mache, sei die Tatsache, dass viele Arbeiter kontaminiert wurden. Es handele sich um eine „hohe Zahl“, sagte Strasma. Seine Behörde habe Nachfolgeuntersuchungen angeordnet. Die AKW-Sprecherin erklärte, dass die Unfallstelle innerhalb von 12 Stunden gereinigt worden sei. Die Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten seien abgeschlossen. ADRIENNE WOLTERSDORF