Ein bisschen Orang-Utan für alle

TIERE Andreas Knieriem, designierter Direktor von Zoo und Tierpark, stellt sich der Presse vor. Der Gegensatz zu seinem Vorgänger könnte größer kaum sein

Als Erstes fällt Andreas Knieriem die Blattschneiderameise ein. Gefragt, mit welchem Tier er sich vergleichen würde, kommt der groß gewachsene, schlanke Mann ausgerechnet auf ein kleines Krabbelwesen. Er erklärt das so: „Jede einzelne Ameise ist doof, aber zusammen, in der Kommune, entwickeln sie eine Intelligenz.“

Knieriem steht am Dienstagvormittag im Flusspferdhaus des Zoos. Während im grünlich schimmernden Wasser neben ihm die Dickhäuter unbeeindruckt herumpaddeln, stellt er sich erstmals der Berliner Öffentlichkeit vor. Knieriem ist der künftige Direktor von Zoo und Tierpark, er soll Amtsinhaber Bernhard Blaszkiewitz beerben.

Bescheidener Teamplayer

Eine Ameise also. Der Gegensatz zu seinem Vorgänger könnte größer kaum sein: Der wurde häufig mit einem Elefanten verglichen. Blaszkiewitz galt als Polterer. Knieriem tritt ausgesucht freundlich auf: als Teamplayer, bescheiden. Er hat eine ruhige, aber bestimmte Art zu reden. Man traut ihm durchaus zu, Entscheidungen durchzusetzen. Ein bisschen spießig wirkt er auch, wie er da steht, in beigefarbener Hose und mit einer Krawatte, auf der schaukelnde Affen und Krokodile abgebildet sind. Aber das muss für den Job ja nicht unbedingt schlecht sein.

Die Erwartungen an den Veterinärmediziner sind groß: Knieriem hat den Zoo Hannover zu einem Erlebniszoo umgestaltet. Den Münchner Tierpark Hellabrunn brachte er als Direktor im europäischen Zoo-Ranking von Platz 12 auf Platz 4. Nun soll er vor allem den defizitären Tierpark attraktiver für Besucher machen. Voraussichtlich zum April tritt der 48-Jährige seinen neuen Job an, die Verhandlungen mit Blaszkiewitz über dessen Ausscheiden laufen noch.

Knieriem bekennt sich am Dienstag zu beiden Berliner Einrichtungen. „Wir tun nichts im Zoo, was dem Tierpark schadet, und nichts im Tierpark, was dem Zoo schadet.“ Er wolle mehr Attraktionen bieten als bisher, kündigt er an. Dazu gehörten auch regelmäßige Schau-Fütterungen und Informationsveranstaltungen. Auch könne er sich vorstellen, wieder einen Pandabären in die Hauptstadt zu holen. „Pandas gehören nach Berlin“, sagt er. Delfine werde es in absehbarer Zeit aber nicht geben.

Aufwachen mit dem Zoo

Knieriems Anspruch ist, die Tiere in einem Umfeld zu halten, das ihrem natürlichen Habitat möglichst nahekommt. Was das konkret bedeutet, will er noch nicht verraten. Natürlich mache er sich Gedanken über Zukunftsszenarien für Tierpark und Zoo. „Ich schlafe mit dem Thema ein und wache damit auf.“ Aber schließlich gebe es im Moment noch einen Direktor. „Es ist redlich, dass der seine Amtszeit zu Ende führt.“

Dass die Ameise vielleicht doch ein etwas zu bescheidenes Bild für seine zukünftige Rolle ist, wird Knieriem auf der Pressekonferenz schnell bewusst. Eigentlich würde er sich lieber mit einem Orang-Utan vergleichen, schiebt er hinterher. Die Tiere seien, wenn sie sich etwas vornähmen, ausgesprochen beharrlich und, anders als Schimpansen, sehr friedliebend. Entsprechend versöhnlich endet Knieriems Auftritt. Er sagt: „Ich wünsche uns allen ein bisschen Orang-Utan.“ ANTJE LANG-LENDORFF