DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Göttliche Inspiration“

WIE BITTE? Der Hacker Ed Tewiah hat eine Internetplattform für Religionen gegründet. Auf forkmyreligion.com („Spieß meine Religion auf“) soll jeder seine Religion vorstellen und andere Glaubensrichtungen verbessern

taz: Herr Tewiah, wie funktioniert „Fork my religion“?

Ed Tewiah: Auf der Seite klicken sich Menschen durch verschiedene Glaubensrichtungen und sehen, welche sie mögen. Du siehst eine Meinung, die du magst, und kannst helfen, sie zu verfeinern. Das ist ein Konzept der Computerfreak-Programmier-Welt: Du bist in der Lage, eine eigene Version zu erstellen, aus einem Code, den ein anderer dir gibt. Eine Art Open-Source-System für Glaubensfragen. Ich glaube, dass kollektiv wichtige Fragen beantwortet werden können wie: Wann darf ich lügen? Oder: Was rechtfertigt Suizid?

Warum erschafft man eine Religion und teilt sie?

Ich habe schon viele Jahre darüber nachgedacht. Ich bin in der Nähe eines Hauses von Sklaventreibern in Ghana aufgewachsen. Zitate aus der Bibel wurden dort von den Sklavenhändlern in Wände eingraviert. Der Fakt, dass Religion und böse Ideen koexistieren, das macht mir zu schaffen. Ich habe lange gegrübelt und ich denke, das ist meine Chance, etwas dagegen zu machen. Nennt es göttliche Inspiration, wenn ihr möchtet.

Wird das nicht nur Verrückte anziehen?

Die Hipster-Kirche ist genauso willkommen wie der Christdemokrat. Ich beurteile nicht, wer verrückt ist. Das Schöne am gemeinsamen Arbeiten ist doch, dass aus verrückten Ideen etwas Gutes wird. Zu sagen, dass Gott ein Baum ist, das ist dumm. Aber wenn dieser Glaube dabei hilft, die Umwelt zu schützen, dann ist das eine gute Sache.

INTERVIEW: JULIA NEUMANN

■ Ed Tewiah ist Programmierer