DIE WERBEPAUSE
: Lieber Gruppensex

Dass es sich bei der Aufkärungskampagne späterkommen.de um eine Werbekampagne des Pharmakonzerns Berlin Chemie handelt – geschenkt, beziehungsweise bekannt. Aber den Reklamezwecken widerspricht die Camouflage gar nicht. Schließlich ahnen ja zumindest auch die meisten, dass Zuckerlimo zahnschmelzschädigender ist als Wasser. Aber welcher Mann würde nicht alles tun, damit die Sexualpartnerin nicht, wie in der netten Strichmännchenzeichnung, in eine – etwas opahafte – Unterhose blickt und dort wenig, nichts oder eben nur einen Fleck findet, der dort (noch) nicht hingehört? Jeder Fünfte, sagt die Werbung. Zu fragen bleibt, warum beim doch wohl vorausgegangenen Versuch, gemeinsam den „Gipfel der Lust“ (Werbung) zu erklimmen, der Slip nicht gefallen ist. So kann das ja nichts werden!

Weniger drängend erscheint, ob in einem an Heerespritschen gemahnenden Bett ein voll vergnüglicher Liebesakt überhaupt möglich ist. Grafisch ein Totaldesaster. Trotzdem wirkt die Werbung im Straßenbild. Warum? Weil jeder Fünfte wir alle sind? Weil Männer lieber früher gehen als zu früh kommen? Oder weil sich im Zuge der Emanzipation Männer nun den gleichen Angstkampagnen ausgesetzt sehen wie Frauen (Po, Bauch, Orgasmus etc.)? Leicht melancholisch denken wir an einen Satz des Schriftstellers Ennio Flaiano: Das schöne am Gruppensex ist, dass immer einer schlafen kann. AW