Damit nur keiner genau hinschaut

betr.: „Geschlossenheit um welchen Preis?“ von Andreas Zumach, taz vom 6. 5. 06

Neuerdings ist in der Presse große Leisetreterei angesagt: Bloß nicht erwähnen, dass der Irakkrieg ein verlogener, illegaler, misslungener Krieg war, der statt seines angeblichen Zieles (Demokratie!) Bürgerkrieg, Chaos, Zerstörung angerichtet hat. Jetzt kommt es darauf an, das Desaster vergessen zu machen und die Völker Europas auf den nächsten, seit 2002 geplanten Angriff auf Iran vorzubereiten.

Wieder wird die Propagandamaschine angeworfen, Gefahr für den Weltfrieden beschworen, ein Sündenbock in die Wüste geprügelt, die Völker Europas zu Einigkeit und Schulterschluss mit den USA aufgerufen und als Schmiermittel eine neue, fast romantische Freundschaft eingeschleimt.

Damit nur keiner merkt, dass im Verlauf der Scheinverhandlungen kein tragfähiger Kompromiss, keine Sicherheitsforderung, keine direkte Verhandlung von Herrn Bush akzeptiert worden ist. Damit nur keiner genau hinschaut, was in dem vielfach unterlaufenen Atomsperrvertrag tatsächlich geschrieben ist. Alles Friede, Freude, Eierkuchen und gelegentlich „notgedrungen“ der Luftangriff mit den üblichen Kollateralschäden, den Herr Bush diesmal nicht so gern allein unternehmen möchte, sondern in einer „Koalition der Willigen“. Halten die uns für blöd?

Ausgerechnet zu einer Zeit, da das Irakfiasko samt Guantánamo vor aller Augen ist und im eigenen Land die Zustimmung zum Präsidenten rapide schwindet, soll deutsche Nibelungentreue mit anderen „Willigen“ in die Bresche springen? Nein, Angela! Nein, George W.! Irgendwann kommen wir auch auf den Drücker: Der Verhandlungsspielraum ist keineswegs ausgeschöpft. Dank sei Andreas Zumach und seinen fundierten, vernünftigen Beiträgen, und Dank der taz, das sie sie immerhin abdruckt! RUTH REHMANN, Trostberg