Koalition beschließt Mini-Zivildienst

JUGEND Künftig wechseln Zivis in sozialen Einrichtungen nach 6 Monaten – auch Wehrdienst wird kürzer

BERLIN taz/dpa | Wehrdienst und Zivildienst sollen von 9 auf 6 Monate verkürzt werden. Darauf hat sich eine Spitzenrunde der Koalitionsfraktionen am Montag in Berlin nach Auskunft der Nachrichtenagentur dpa verständigt. Die umstrittene Regelung wurde im Koalitionsvertrag vereinbart.

Neu ist, dass der Zivildienst um drei bis sechs Monate verlängert werden kann. Dies soll der Zivildienstleistende aber erst zwei Monate nach Beginn seines Dienstes entscheiden, hieß es. Die Reform soll offenbar noch vor der Sommerpause verabschiedet werden und ab Oktober gelten. Der Zivildienst soll schon zum 1. August verkürzt werden.

Die Verkürzung wird seit Monaten kontrovers diskutiert, weil soziale Einrichtungen unangenehme Folgen fürchten (taz berichtete). Rund 70.000 Zivildienstleistende arbeiten in Deutschland aktuell im Altenpflegebereich, in Fahrdiensten oder in der Kinderbetreuung. „Dies erfordert eine Einarbeitungszeit“, sagte Thomas Niermann vom Paritätischen Wohlfahrtsverband bereits zu Beginn der Debatte im vergangenen Herbst in der taz. Insbesondere mit geistig oder demenzkranken Menschen könne man normalerweise „nicht von jetzt auf gleich umgehen“. Niermann befürchtete, dass sich bei der Verkürzung „zunehmend Einrichtungen dagegen entscheiden werden, Zivildienstleistende einzusetzen“.

Der damalige Wehrbeauftragte Reinhold Robbe (SPD) hatte der taz bereits im Herbst gesagt, er sei für die Verkürzung des Wehrdienstes. Bei seinen Truppenbesuchen hätten Wehrdienstleistende immer wieder „über Gammeldienst“ geklagt. „Wenn dies nicht anders abgestellt werden kann als durch eine kürzere Dienstzeit, bin ich dafür“, sagte Robbe. GORDON REPINSKI