Stacheldraht statt Kinder

GRENZPOLITIK Der Nato-Draht, mit dem der Golfclub zur Vahr sich von der benachbarten Grundschule abgrenzte, muss wieder weg. Er ist illegal

Wie gefährdet ist ein Golfclub wie der in der Vahr? Also, zum Beispiel, von Kindern einer benachbarten Grundschule? Oder den Jugendlichen aus dem Jugendclub, den die Arbeiterwohlfahrt nebenan betreibt? Sicherlich: Ähnlich stark wie auch militärisches Gelände oder aber Gefängnisse – fand man jedenfalls bei den GolferInnen. Und zog an der Grenze zur Grundschule Paul-Singer-Straße schon vor einer ganzen Weile so genannten „Nato-Draht“ ein, offiziell Klingen- oder Widerhakensperrdraht genannt. Ein Kind könnte sich aus ihm nicht aus eigener Kraft befreien.

Jetzt ist klar: Der Zaun muss weg. Nicht in erster Linie, weil er „menschenverachtend“ ist, wie es eine Stadtteilpolitikerin der Grünen formulierte. Oder weil es das Stadtteilparlament aus der Vahr so verlangte. Sondern weil er widerrechtlich dort angebracht wurde, wie Bürgermeisterin Karoline Linnert gestern in der Stadtbürgerschaft erläuterte.

Nato-Draht, das widerspreche an dieser Stelle der bremischen Bauordnung, sagte sie auf eine Anfrage aus ihrer eigenen grünen Partei hin, eine Position übrigens, die auch von Gerichtsentscheidungen gedeckt sei. Ob der offensichtlichen „Unfallgefahr“ dürfe er an öffentlichen Gebäuden in der Stadt gar keine Verwendung finden, so Linnert weiter. Eine Erlaubnis, Kinder vom Gelände des Golfclubs mit Stacheldraht und rasiermesserähnlichen Schneiden fernzuhalten, sei vom Verein aber auch gar nicht erst eingeholt worden. „Und sie wäre auch nicht erteilt worden“, sagte Linnert im Parlament. Deshalb habe man den Verein schriftlich aufgefordert, den Grenzzaun zu entschärfen, weil man andernfalls dessen „kurzfristige Beseitigung“ verfügen werde. Immerhin: Das Schutzinteresse der GolferInnen hat auch Linnert als „berechtigt“ anerkannt. In der Vergangenheit hätten mitunter Kinder und Jugendliche den Zaun überwunden und seien auf dem Golfplatz „herumgewuselt“. Allerdings gibt es schon jetzt an der Grenze zwischen Schule und Golfclub zwei parallele Zäune.

Beim Golfclub wehrt man Anfragen der Presse derweil brüsk ab: Nein, im Moment könne man dazu leider gar nichts sagen, sagte eine Vereinssprecherin gestern der taz. Gegenüber den Behörden immerhin hat sich Wolfgang Rummenigge, der Geschäftsführer des Golfclubs zur Vahr, vor wenigen Tagen für Hinweise der Behörde auf den Nato-Draht bedankt. Und auch Änderungen zugesagt. MNZ