Der Zwischenrufer

Gestrecktes Gras ist ihm ein Dorn im Auge. Deshalb wirbt Mark Classen, SPD-Abgeordneter im Hamburger Bezirk Altona, für einen Modellversuch: eine kontrollierte Ausgabestelle für Cannabis. Denn ein Problem des illegalen Handels mit dem grünen Kraut sei „die Stoffqualität“, sagt der 38-Jährige. „Es gibt überhaupt keine Kontrolle über den Wirkstoffgehalt oder die verwendeten Streckmittel.“

Den Vorstoß in Richtung Drogen-Legalisierung unternimmt Classen nicht aus Eigennutz: „Ich bin kein Kiffer.“ Sicher: Zu Jugendzeiten sei auf der einen oder anderen Party mal ein Joint gekreist. „Sonst wäre ich ja irgendwie nicht von dieser Welt, wenn ich die Erfahrung nicht gemacht hätte“, sagt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann, der über den zweiten Bildungsweg Soziologie studierte. Jedoch sei Cannabis kein bloßer Partyspaß: „Ich möchte das gar nicht verharmlosen.“

Nicht nur in Berlin-Kreuzberg, auch in Altona zeige sich jedoch, „dass die reine Prohibition nicht funktioniert“, sagt Classen. Gerade für den Jugendschutz sei ein neuer Umgang mit der Droge wichtig: „Ein Apotheker oder eine Beratungsstelle könnte den Stoff an Erwachsene ausgeben“, erklärt der baupolitische Sprecher der SPD-Bezirksfraktion, der immer wieder auch andere Themengebiete kritisch kommentiert.

So hat sich Classen auch zum Umgang mit den „Lampedusa-Flüchtlingen“ geäußert, die derzeit in Hamburg leben. Und das nicht immer ganz auf Linie des SPD-Senats. „Ich wollte innerparteilich eine Diskussion darüber anstoßen, dass sich die Debatte an formalen Aspekten aufgehängt hat.“

Seine Parteilaufbahn begann Classen ganz klassisch bei den Jusos. Vergeblich wollte Classen im vergangenen Jahr Altonas SPD-Direktkandidat werden: Er verlor mit 46 zu 68 Stimmen gegen einen Mitbewerber. Einen neuen Anlauf nach Berlin will er vorerst nicht unternehmen. „Ich bin Parteisoldat und gehe dahin, wo mich die Partei haben will“, sagt er.  REA