bremen heute
: „Man unterschätzt mich“

Für Luz Catadiz, 65, aus Venezuela beginnen heute die Vorrunden im Kampf um den Weltmeistertitel im Senioren-Tischtennis

taz: Kann man mit 65 noch Tischtennis spielen wie ein Weltmeister?

Luz Catadiz: Aber ja. Man ist nicht so fit wie früher, hat aber viel mehr Erfahrung und Technik. Das machte einiges wett. Wenn ich gegen junge Spieler antrete, halten die sich immer extra zurück. Sie wollen „die Oma“ nicht überfordern. Ich mache das dann immer eine Weile mit, meist gewinne ich aber sehr schnell, wenn ich das Tempo etwas anziehe.

Ab wann ist man denn ein Tischtennis-Senior?

Ab 40. Aber es gibt verschiedene Klassen, bis 50, bis 60 und so weiter. Die höchste Kategorie ist 85 Jahre und älter.

Seit wann sind Sie dabei?

Seit über dreißig Jahren. In Caracas trainiere ich meist im chinesischen Club. Die sind gut, aber bei den Frauen und den Alten nicht so stark vertreten. Zu internationalen Turnieren reise ich seit über 20 Jahren.

Wo überall waren Sie schon?

Schweiz, Japan, Australien, Argentinien, Kanada – und jetzt in Deutschland. Zuletzt in Japan bin ich Fünfte geworden. Ich muss aber sagen, hier ist es etwas bescheiden. Sonst war am Flughafen und in der Stadt immer alles voller Plakate und Fahnen für die WM. Hier merkt man gar nicht, dass sie statt findet. Dabei nehmen über 3.700 Senioren teil – aus 61 Ländern.

Teure Reisen. Verdient man mit dem Sport denn Geld?

Nein. Ich musste früher alles selber bezahlen. Jetzt bekomme ich aber etwas Unterstützung vom Staat. Sonst hätte ich nicht herkommen können. Schließlich bin ich seit zwei Jahren in Rente.

Fragen: Christian Jakob

Offizielle WM-Eröffnung: So, 19 Uhr in der Stadthalle