Volle Kraft voraus

NACH DEM VOLKSENTSCHEID

„Die Energielandschaft in Berlin wandelt sich“, steht da auf der Berliner Homepage von Vattenfall, und dann: „Dieser Wandel wird durch eine rege Diskussion um das beste Energiekonzept für die Hauptstadt begleitet.“

Schon süß, wa? „Rege Diskussion“, „begleitet“. Aber wie immer, wenn Das Große Ereignis (DGE) vorbei ist, wird es in den kommenden Wochen wohl genau darauf rauslaufen: Die Debatte um den Gesetzentwurf der Energietisch-Initiative, die die Stadt bis zum Volksentscheid vergangenen Sonntag beherrscht hatte, wird kaum auf demselben Level weiterlaufen. Der Termin ist vorbei, der Druck weg, die Drohkulisse gegenüber der Politik erst recht – und alles nur wegen 0,9 Prozent zu wenigen Ja-Stimmen für „eine ökologischere, sozialere und demokratischere Energieversorgung“, so das Initiativen-Mantra.

„Es kann ja nicht sein, dass wir sagen: Der Volksentscheid ist vorbei, das Thema geht uns nichts mehr an“, sagt Stefan Taschner, Kampagnenleiter der Energietischler. Am Sonntag haben sie gleich nach den Ergebnissen ihren Fast-Gewinn gefeiert, am Montag auf einer Pressekonferenz mit Verve bestätigt, dass alles gar nicht so schlimm sei und man sich bestätigt fühle. Am Mittwoch saßen die Bündnispartner dann zusammen und haben sich vier Stunden „ohne Pause!“ (Taschner) die Köpfe darüber zerbrochen, wie es weitergeht. Nicht ob. „Keiner ist abgesprungen“, sagt Taschner. Man müsse sich verkleinern, klar, aber sonst: weiter so.

Am 30. November laufen die Energietischler erstmal mit eigenem Block bei der „Energiewende“-Demo mit und gehen irgendwann in Klausur, um die Post-Volksentscheid-Kampagne auszubaldowern. Im Januar soll’s los gehen, die Vergabe der Netzkonzessionen fest im Blick. Und so lange singt die Kampagnenband „Die Klimakapelle“ eben weiter: „Vattenfall den Stecker zieh’n, dit is wat für Berlin.“

Es gab dann übrigens doch noch eine ziemlich heiße Debatte. Ums geplante Stadtwerk und wie viel Geld der Senat dafür nun dazugebe, und wie fies es war, den Abstimmungstermin nicht auf die Bundestagswahl zu legen, echt mal. Und zwar im Abgeordnetenhaus – Wowereit immer vorneweg. Die, die dabei waren, sagen: So viel Stimmung war da seit Jahren nicht mehr.

ANNE HAEMING