Die Lichtgestalt

Zum Schluss haben sie den Franz wieder als Geheimwaffe vorgeschickt. Die Lichtgestalt, der Kaiser, der Mann, dem die Deutschen auch zwei entgegengesetzte Meinungen am Tag als Offenbarung abkaufen. Die Winterspiele seien für München eine „einmalige Chance“, warb Franz Beckenbauer (Foto) kurz vor der Volksabstimmung über Olympia 2022. Die Spiele bekäme man zwar nicht geschenkt. Aber: „Der Imagegewinn ist mit Geld nicht zu bezahlen.“ Und schob hinterher: „München ist meine Heimatstadt und wird es immer bleiben.“ Aber seine Steuern, mit denen er zur Finanzierung der Spiele beitragen könnte, zahlt Beckenbauer lieber in Österreich. „Es muss zwar sein, dass man einen Teil seines Einkommens an den Staat abführt. Aber gleich so viel?“, hat er mal gefragt.

Gleich danach, als der Prozesstermin gegen Uli Hoeneß anberaumt wurde, musste Beckenbauer daher noch mal als Lobbyist ran: „Wir sollten niemanden verurteilen, der mal einen Fehler gemacht hat. Selbst die katholische Kirche gewährt eine zweite Chance“, sagte er. Beckenbauer dürfte darauf hoffen, dass man Hoeneß’ Schweizer Steuergeschichte irgendwann so vergessen haben wird, wie die devote Jungfrau Zeitung, das Lokalblatt von Interlaken, seine vergessen hat: „Sie haben einmal in Sarnen gewohnt, was haben Sie dort gemacht?“, fragte es 2007. Beckenbauer: „Ja, ich hatte meinen Wohnsitz in Sarnen. Das war in der Zeit, als ich für Cosmos New York spielte. Meine Familie war dort, meine Kinder gingen in die Schule – eine göttliche Gegend. Irgendwann ist dann aber die Sogkraft von München zu groß geworden. Meine Familie ging zurück, ich zügelte nach Kitzbühel. München ist von dort aus natürlich besser zu erreichen als von Sarnen.“ Noch Fragen, Jungfrau Zeitung? Ja: „Kennen Sie das Berner Oberland?“ MARTIN REEH