Oberhausen abgebrannt und abgestiegen

Retter verzweifelt gesucht: Rot-Weiß Oberhausen kämpft nach einer Reihe von Rückschlägen nicht nur finanziell ums Überleben. Nach dem 1:2 gegen Münster steht der Verein aus dem Ruhrgebiet vor dem Absturz in die Viertklassigkeit

OBERHAUSEN taz ■ Wer zu einem Heimspiel von Rot-Weiß Oberhausen fährt, sieht Szenen des Verfalls. In Stadionnähe, gleich neben der Autobahn 42, wird gerade die mächtige Ruine eines niedergebrannten Baumarkts abgerissen. Ein großes Feuer hatte das Areal aussehen lassen wie den Drehort eines Katastrophenfilms.

Die äußeren Umstände rund um das Niederrheinstadion sind Symbol für den inneren Zustand des Exbundesligaclubs. RWO ist abgebrannt und praktisch abgestiegen – nur noch theoretisch ist der Klassenerhalt drin. Wie in den 80er Jahren droht dem Ruhrpottclub der Absturz in die Viertklassigkeit. Seit Saisonbeginn schon stand Oberhausen auf einem Abstiegsplatz in der Fußballregionalliga. Das Konzept des mittlerweile entlassenen Trainers Harry Pleß, einer jungen Mannschaft zu vertrauen, scheiterte. Regionalliganiveau hat beinahe nur der arme, stets voll beschäftigte Torwart Daniel Masuch. Dem Rest des Teams fehlt es an Wettkampfhärte. Die letzte Hoffnung verloren die Rot-Weißen gestern beim Abstiegsduell gegen den NRW-Mitkonkurrenten Preußen Münster. Vor 4.300 Zuschauern unterlag RWO daheim mit 1:2.

Nun müssen die Verantwortlichen unter widrigen Rahmenbedingungen wohl ein Finanzkonzept für die Oberliga erarbeiten. In dieser Saison haben die Kleeblätter nämlich ihren langjährigen Präsidenten und Macher Hermann Schulz verloren. Von diesem Abgang haben sich die Rot-Weißen bislang nicht erholt. „Als kleiner Verein hast du auf Dauer keine Chance. Es ist ein Tod auf Raten“, sagte Schulz bei seinem Abgang im vergangenen Herbst. Die morbide Wortwahl zeigte die Verbitterung des Bauunternehmers über vereinsinterne Kritiker und mangelnden Rückhalt in der Stadt zurück. Jahrelang hatte der Clubboss RWO auch mit eigenem Geld in der zweiten Bundesliga gehalten.

Mit dem Abstieg aus der Zweitklassigkeit im Sommer 2005 begann das Ende der Ära Schulz. Durch den Ausstieg des wichtigsten Geldgebers befindet sich der Verein in einer permanenten Existenzkrise. Zwar engagiert sich Oberhausens SPD-Bürgermeister Klaus Wehling mittlerweile im Aufsichtsrat, doch auch ihm fällt es schwer, Sponsoren anzulocken.

Immerhin hat die aktuelle Krise eine RWO-Solidaritätswelle in der Centrostadt ausgelöst. Unter dem Motto „Kleeblätter-Retter“ läuft seit Monaten eine Reklamekampagne. Tshirts mit dem „Retter“-Logo werden verkauft, alte RWO-Helden wie Ex-Stürmer Manni Burgsmüller lassen sich vor den Karren spannen. Bei einer „Retterparty“ wurde das alte Vereinslied „Ri-Ra-Ro-RWO“ gesungen. Doch nur langsam bessert sich die finanzielle Situation des Vereins. Der neue Präsident Dirk Buttler verkündet aber immerhin, man hoffe „bald einen neuen Hauptsponsor präsentieren“ zu können.

MARTIN TEIGELER